Coronavirus: So unterschiedlich reagieren Kantone auf Fallzahlen
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz gelten seit Ende Oktober landesweit verschärfte Corona-Massnahmen.
- Die Kantone können die Regeln der Situation entsprechend ausweiten.
- In der Deutschschweiz greifen viele Kantone durch, jedoch mit unterschiedlichen Regeln.
In der Schweiz herrschen teilweise drastische Unterschiede zwischen den Massnahmen gegen das Coronavirus. Während die Kantone Freiburg und Genf ihre Regelungen bereits wieder lockern, werden sie in Zürich, Thurgau oder im Tessin verschärft.
Entsprechend sieht auch das Infektionsbild aus: Die Deutschschweiz verzeichnet mittlerweile eine höhere Infektionsrate als die Romandie. Einige Kantone haben bereits reagiert, andernorts muss der Bundesrat Druck machen.
Der Bundesrat hat nun heute kommuniziert, dass die Massnahmen vereinheitlicht werden sollen.
Westschweiz verzeichnet Rückgang bei Fallzahlen
Seit Spätsommer wiesen die Westschweizer Kantone beständig die höchsten Infektionszahlen auf. Die Kantone Genf, Freiburg und Neuenburg reagierten mit der Schliessung der Gastro- und Kulturbetriebe auf den Anstieg der Fallzahlen.
Nun können sie erste Erfolge verzeichnen. Innerhalb der letzten drei Wochen fiel die Zahl der registrieren Corona-Fälle im Kanton Freiburg von rund 1450 auf 800. Dementsprechend gab der Staatsrat die ersten Lockerungen bekannt geben.
Im Verlauf der Woche sollen sowohl in Freiburg als auch in Genf und Neuenburg die Restaurants wieder geöffnet werden. Die Abstandsregeln sowie die reduzierte Gästezahl und Sitzpflicht blibe jedoch bestehen.
Thurgau verhängt Home-Office-Pflicht
Schlecht sieht es dafür in der Ostschweiz aus. Obschon St. Gallen zurzeit die höchste Infektionsrate aufweist, sind noch keine neuen Massnahmen geplant. Am Mittwoch will die Regierung ihre Beschlüsse kommunizieren, berichtet das «Tagblatt».
Im Thurgau hatten anfangs November noch die landesweiten Corona-Massnahmen Wirkung gezeigt. In den letzten drei Wochen sind die Fallzahlen aber erneut angestiegen. Die Regierung hat die Sperrstunde von 22 Uhr bis 6 Uhr verlängert und eine verpflichtende zwei-Haushalte-Regel eingeführt. Es gilt eine Home-Office-Pflicht, Restaurants bleiben aber geöffnet.
Ostschweiz wegen Coronavirus unter Druck
Anders verhält sich der Kanton Aargau: Obschon die bundesrätlichen Massnahmen den Anstieg der Fallzahlen Ende Oktober gebremst haben, wurde nur ein schwacher Rückgang registriert. Doch trotz des Drucks des Bundesrats beschloss die Regierung keine neuen Regeln. Der Kanton solle sich dabei mit seinen Nachbarn absprechen, berichtet die «Neue Zürcher Zeitung».
Viele haben inzwischen eingelenkt und mindestens eine Sperrstunde verhängt. Am Dienstag verkündete Solothurn zudem die Schliessung von Bars, Sporteinrichtungen und Casinos. Bis zum 23. Dezember gilt für Alters- und Pflegeheime ein Besuchs- und Ausgangsverbot.
Baselland belässt es hingegen bei einer Sperrstunde ab 21 Uhr. Diese soll dafür auch in der Silvesternacht gelten. Restaurants dürfen geöffnet bleiben. Sportaktivitäten werden mit wenigen Ausnahmen verboten.
Der Kanton Basel-Stadt hat die Restaurants bereits vergangenen Monat geschlossen. Heute Dienstag wurde die Dauer der Massnahmen um eine Woche bis zum 20. Dezember verlängert.
Währenddessen setzt Schaffhausen sowohl bei Treffen als auch in Restaurants auf eine zwei-Haushalte-Regelung. Casinos, Freizeitbetriebe sowie sportliche Aktivitäten sind weitgehend geschlossen.
Zürich droht mit Lockdown
Auch in Zürich ist die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten zuletzt erneut gestiegen. Die Reaktion des Regierungsrates: eine Sperrstunde ab 22 Uhr – auch in der Silvesternacht – und eine zwei-Haushalte-Regel in Restaurants.
Schüler können sich währenddessen auf eine zusätzliche Ferienwoche freuen. Um einen Anstieg der Fallzahlen nach den Feiertagen zu verhindern, sollen Gymnasien und Berufsfachschulen eine Woche später beginnen. Ab Weihnachten werden zudem die Sonntagsverkäufe eingestellt.
Sollten die Massnahmen nicht wirken, drohe dem Kanton ein Lockdown, warnte Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli.
Fallzahlen-Rückgang in der Südschweiz
Im Tessin geht die Zahl der täglichen Neuinfektionen langsam zurück – zu langsam. Nun hat der Staatsrat neue Massnahmen beschlossen, welche ab Mittwoch, 9. Dezember, in Kraft treten. So sollen Bars nur noch bis 19 Uhr und Restaurants bis 22 Uhr geöffnet bleiben.
Auch das Wallis verzeichnet einen beständigen Rückgang der Corona-Fälle. Entsprechend plant der Staatsrat, die geltenden Massnahmen ab dem 14. Dezember zu lockern. So sollen Restaurant und Kultureinrichtungen wieder eröffnet werden.
Graubünden hat verhältnismässig hart durchgegriffen. Seit vergangenem Freitag müssen Restaurants sowie Kulturbetriebe bis mindestens am 18. Dezember geschlossen bleiben. Zudem sind lokale Massentests geplant.
Zentralschweiz bleibt bei bekannten Regeln
Die Corona-Situation in der Zentralschweiz bleibt angespannt. Wie die Daten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigen, sind die Fallzahlen nach einem kurzen Einbruch erneut angestiegen. Davon betroffen sind die Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Zug und Nid- sowie Obwalden.
Neue Massnahmen sind in der Zentralschweiz bislang aber nicht geplant. Die Kantone halten weiterhin an dem angepassten Versammlungsverbot ab 30 Personen und der Maskenpflicht am Arbeitsplatz fest.