Coronavirus: So werden die Regeln in Berner Bars eingehalten
Bilder wie aus Basel gab es am Wochenende in Bern nicht. Doch auch das dortige Barpersonal klagt über Gäste, die die Regeln zum Coronavirus ignoriert hätten.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende empörten die Bilder des Partyvolks in der Basler Steinenvorstadt.
- In Berns Gassen war es ruhiger, die Bars waren aber auch gut besucht.
- Das Personal aus verschiedenen Berner Bars beklagt sich über die Ignoranz der Gäste.
Das schöne Wetter liess die Basler am Samstagabend in die Steinenvorstadt strömen. Einhaltung des Mindestabstands: Fehlanzeige. Basler Bars schiebten den Schwarzen Peter danach anderen Betrieben zu, welche sich nicht an die Corona-Massnahmen halten würden.
Dürfen wir vorstellen? Dumm, ignorant, verantwortungslos. Hört auch auf den Namen Zweite Welle. #Steinen (Foto zvg) pic.twitter.com/QHCK4SCN1C
— Benni Wieland (@Ben_Wie1) May 17, 2020
Aus der Bundesstadt sind keine solchen Bilder wie aus Basel überliefert. Doch die Ignoranz der Gäste gegenüber den Massnahmen zur Einhaltung des Schutzkonzepts ist auch in Bern ein Thema.
Hotspot Rathausgasse
In der Rathausgasse reihen sich Bar an Bar. Eine Angestellte, die weder ihren Namen, noch denjenigen des Betriebs in den Medien lesen möchte, berichtet über die Ereignisse. Sie arbeitete am Donnerstagabend und ist entsetzt über das Verhalten der Gäste. «Sie kümmern sich nicht darum, dass nur vier Leute, die zueinander gehören, an einem Tisch sitzen dürfen», erklärt sie.
Die Einhaltung der Abstände wegen dem Coronavirus sei in den engen Platzverhältnissen der Bar eine Utopie. «Wies ich die Gäste darauf hin, wurde ich belächelt», sagt die erfahrene Angestellte weiter.
Absperrungen, die als Teil des Schutzkonzepts angebracht wurden, seien zur Seite geschoben worden. «Mit zunehmendem Alkoholpegel ist man mit einem Appell an den gesunden Menschenverstand sowieso auf verlorenem Posten.»
Drei «Müntschi» und Handschlag
Eine Gasse weiter bläst die Kellnerin eines Restaurants ins gleiche Horn. Sie nennt ein Beispiel von zwei Gästen. «Auf der Gasse begrüssten sie Kolleginnen mit Küsschen, dann kamen sie rein und wollten an der Bar ein Bier trinken. Nach unserer Wegweisung kannten sie andere Gäste im Lokal und gaben ihnen die Hand.»
Auch ausserhalb der Stadt nervt sich das Beizenpersonal über die Gäste. Sabine Fischer betreibt nahe der Aare das Parkcafé Elfenau. «Unsere Signalisierungen werden übersehen. Gewisse Besucher zeigen Unverständnis für neue und kompliziertere Abläufe.»
Allerdings – das betonen alle Protagonistinnen – könne man nicht alle Gäste in einen Topf werfen. «Es gibt auch viele verständnisvolle Reaktionen. Personen, die verstehen, dass wir die Einschränkungen ja nicht zum Spass durchsetzen müssen», sagt Fischer.
Trotz Coronavirus: «Wollen nicht ‹polizisterlen›»
In der Café-Bar Turnhalle in der Innenstadt ist Geschäftsführer Fabio Dettwiler nach der ersten Woche positiv gestimmt. «Unser Konzept hat relativ gut funktioniert.»
Der Turnhalle kommt entgegen, dass sie, anders als andere Bars, relativ grosszügige Platzverhältnisse hat. «Das hilft natürlich, um die Abstandsregeln besser einzuhalten», sagt Dettwiler.
Dennoch müsse man den Gästen klar zu verstehen geben, was in Zeiten des Coronavirus geht und was nicht. Aber: «Wir verstehen es nicht als unsere Aufgabe, Polizist zu spielen.»
Hier jedoch befindet sich eine Mehrheit des Barpersonals in der Zwickmühle. Auf der einen Seite ist es mühsam, wegen dem Coronavirus zu «polizisterlen». Andererseits sind die Betriebe für die Durchsetzung der Massnahmen verantwortlich.
Affaire à suivre.