Coronavirus: Virologe Cerny befürwortet Bundesrats-Strategie
Der Bundesrat hält sich mit grossen Lockerungsschritten im Kampf gegen das Coronavirus zurück, Beizen bleiben noch zu. Virologe Andreas Cerny ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat erteilte den Lockerungs-Turbos eine Abfuhr.
- Beizen müssen mindestens noch bis zum 22. März geschlossen bleiben.
- Virologe Andreas Cerny schätzt die Lage ein.
Wie weitreichende Lockerungen lässt der Kampf gegen das Coronavirus aktuell zu? Die Gretchenfrage beschäftigt längst nicht mehr nur Wissenschaftler oder den Bundesrat. Kantone, Wirtschaftsverbände und Partien haben ihre eigene Meinung zum Thema.
Der Bundesrat erteilt den Lockerungs-Turbos nun eine Abfuhr. Obwohl sich eine Mehrheit der Kantone für eine Öffnung von Restaurant-Terrassen aussprach, müssen diese vorerst zubleiben. Begründet wird der Schritt mit den steigenden Fallzahlen durch die Mutationen. «Das ist etwas, was der Bundesrat nicht ignorieren kann», so Bundespräsident Parmelin.
Geöffnet werden sollen ab 1. März Läden, Museen, Zoos und botanische Gärten. Auch dürften sich 15 Personen im privaten Rahmen an der frischen Luft treffen. Sport und Kultur soll für Jugendliche bis 20 Jahre wieder zugänglich sein.
Coronavirus: Abwarten zwischen Lockerungsschritten
Immerhin: Statt am 1. April können die Restaurant-Terrassen bereits am 22. März öffnen – sofern es die epidemiologische Lage mit dem Coronavirus zulässt. Für Virologe Andreas Cerny ist die Entscheidung nachvollziehbar.
«Aus meiner Sicht ist die Strategie des Bundesrates korrekt», so Cerny zu Nau.ch. Denn: «Angesichts der neuen Varianten und generell muss man zwischen den Lockerungsschritten jeweils 3-4 Wochen abwarten.» Nur so lasse sich der Effekt der Lockerungen auf den Verlauf der Epidemie beurteilen.
Diese nächste Beurteilung steht am 19. März an. Sollten die Fallzahlen weiter sinken, könne auch schon mehr gelockert werden. «Wenn es sich verbessert, wird es sehr rasch gehen», betont Bundesrat Berset am Mittwoch vor den Medien.
Cerny zieht auch den Vergleich zu Italien. Dort wurden Restaurants vor einigen Wochen bereits wieder geöffnet. Da die Fallzahlen aber danach wieder gestiegen sind, mussten die Beizen in bestimmten Regionen erneut geschlossen werden. «Wir sollten aus dieser Erfahrung lernen», so Cerny.
Gesundheitswesen für Lockerungen?
Im Vorfeld des Bundesrats-Entscheids setzte sich auch die Privatklinik Hirslanden für schnellere Öffnungsschritte ein, wie «SRF» berichtete. Im Gegensatz dazu sprach sich unter anderem der Spitalverband gegen vorschnelle Lockerungen aus.
Ein Akteur im Gesundheitswesen, der sich für Lockerungen einsetzt? Virologe Andreas Cerny kann das nicht nachvollziehen. «Auch ich war über die Forderung der Hirslandengruppe erstaunt», so Cerny. Er vermutet dahinter denn auch eher wirtschaftliche Überlegungen.