Coronavirus: Warum ist Impfbereitschaft der Schweizer angestiegen?
Am Anfang war die Impfskepsis gross, nun wollen sich immer mehr Schweizer gegen das Coronavirus impfen lassen. Woher kommt diese erhöhte Bereitschaft?
Das Wichtigste in Kürze
- Im ersten Halbjahr 2021 ist die Impf-Bereitschaft der Schweizer stark gestiegen.
- Impf-Unwillige hingegen machen sich Sorgen um eventuelle Spätfolgen.
- Dass Nebenwirkungen nach Jahren noch auftreten, ist allerdings sehr unwahrscheinlich.
In der Schweiz läuft die Impfkampagne gegen das Coronavirus auf Hochtouren. Derzeit werden rund 100'000 Impfdosen pro Tag verabreicht. Fast 40 Prozent der Bevölkerung sind derweil mindestens einmal geimpft, vollständig geimpft wurden schon fast 24 Prozent. Zu Beginn der Kampagne war dabei die Impfskepsis recht hoch.
Gemäss einer Umfrage Ende September 2020 wollten sich 54 Prozent der Schweizer impfen lassen. 41 Prozent stellten sich gegen den Piks. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres ist nun allerdings die Impf-Bereitschaft stark gestiegen.
72 Prozent wollen Impfung oder sind bereits gegen Corona geimpft
Mitte März 2021 führte Sotomo eine Erhebung über die Impf-Willigkeit der Schweizer betreffend Coronavirus durch. Das Ergebnis: Insgesamt nur noch 23 Prozent sprachen sich gegen eine Impfung aus.
44 Prozent wollten sich sicher impfen lassen, neun Prozent hatten dies damals bereits getan. Hinzu kamen 19 Prozent, die eher für eine Impfung sind als dagegen. Woher der Wandel?
Ein wichtiger Grund, weshalb sich viele gegen die Impfung stellen, ist die Angst vor Spätfolgen. Dieses Argument führt auch bei Impf-Willigen am meisten zu Verunsicherung.
Nebenwirkungen nach mehr als zwei Monaten sehr unwahrscheinlich
Doch wie wahrscheinlich sind solche Spätfolgen tatsächlich? In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» gibt Christoph Berger, Präsident der Impfkommission, Entwarnung: «Dass ein Wirkstoff erst nach Jahren Folgen zeitigt, gibt es praktisch nie.» Nebenwirkungen werden in der Regel bereits in den ersten Monaten sichtbar.
Auch Infektiologe Andreas Cerny bestätigt dies gegenüber Nau.ch: «Nebenwirkungen, welche mehr als zwei Monate nach Impfungen auftreten, sind generell sehr selten.» Die meisten Nebenwirkungen von Impfstoffen treten in den ersten Tagen oder Wochen auf.
Auch persönliches Umfeld fördert Impf-Bereitschaft
Allfällige Nebenwirkungen wären somit in der Zwischenzeit erkannt worden. Die auch in der Schweiz gegen Corona verwendeten Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna werden weltweit angewendet. Die Erfahrungen seien positiv, womit das Vertrauen in die Impfstoffe steigt.
Dies fördert die Bereitschaft zum Impfen, meint Cerny. Hunderte von Millionen Menschen wurden in Ländern geimpft, welche funktionierende Überwachungssysteme haben, um Nebenwirkungen zu identifizieren. Auch das persönliche Umfeld hilft, die Impf-Bereitschaft zu steigern: «Jeder kennt jetzt Personen im Familien- und Bekanntenkreis, die geimpft wurden und keine grösseren Probleme hatten.»
Auch das Alter spielt eine grosse Rolle, wie die Erhebung von Sotomo zeigt: Über 64-Jährige zeigen sich der Impfung gegenüber grundsätzlich offener. Bei den 25- bis 34-Jährigen ist die Impf-Unwilligkeit hingegen häufiger. Dies lässt sich dadurch erklären, dass jüngere Menschen oft keinen schweren Krankheitsverlauf haben.
Zudem haben Jüngere erst seit kurzem die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Das spiele hier sicher auch eine Rolle, so Cerny.