Coronavirus: Werden nun auch Schweizer per Handy beobachtet?
Das Wichtigste in Kürze
- In asiatischen Ländern werden Corona-Infizierte per Mobiltelefon überwacht.
- Dies soll die Zahl der Neuansteckungen stark reduzieren.
- Auch Schweizer Experten liebäugeln mit der Idee.
Wer in Zeiten des Coronavirus nach Thailand einreist, muss direkt am Flughafen eine «Tracking-App» installieren. Weiter muss man zulassen, dass die Regierung mit dieser App den Standort einer Person konstant überprüfen kann.
Auch in China gibt es schon eine ähnliche Applikation für das Smartphone. So sollen sich Menschen, welche sich mit dem Coronavirus infiziert haben, freiwillig anmelden und ihre letzten Aufenthaltsorte ungefähr bekanntgeben.
Experten loben mit Vorbehalten
Und folgendermassen funktioniert das Ganze: Die Mobiltelefone tauschen aus, wer mit wem in Kontakt war. Dies ist wichtig, da Personen auch vor ihrer Diagnose und bevor sie überhaupt Symptome verspüren, mit dem Coronavirus bereits ansteckend sind. Ziel ist es, so Kontaktpersonen der Infizierten zu eruieren.
So weit, so praktisch. Eine grosse Frage ist und bleibt aber: Was geschieht nach der Corona-Krise? Werden die Apps weiterhin von der Regierung gebraucht?
Marcel Salathé, Epidemiologe an der ETH Lausanne, begrüsst solches «Contact Tracing», wie er in der gestrigen Sondersendung des SRF erklärt. «Das ist der Weg, wie viele asiatische Länder diese Krise in den Griff bekommen haben.»
«Ich denke, es wird nicht viel daran herumgehen, dass wir das auch in einer bestimmten Art und Weise einführen müssen», so Salathé.
Auch Schweiz muss wegen Coronavirus handeln
Er äussert aber auch Kritik: «In asiatischen Ländern wurden Methoden angewendet, die sind momentan undenkbar in europäischen Ländern.»
Martin Steiger, Anwalt für Datenschutzrecht, meint, solche Apps seien vereinbar mit der Rechtslage in der Schweiz. Denn solche Möglichkeiten seien im Epidemiengesetz schon verankert, erklärte im SRF.
Er erklärt: «In der Lage, die wir momentan haben, können die Behörden den Spielraum ausnutzen. Man muss sich aber überlegen: Sind diese Massnahmen zumutbar?»
Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten des BAG, äusserte sich in der gestrigen Pressekonferenz zu der Idee: Für den Bund gehe es bei solchen Massnahmen lediglich um das Analysieren von Daten.