Darum greift der Kontrolleur bei unanständigen Pendlern nicht ein
Wie im eigenen Wohnzimmer: Ein Pendler macht sich breit und schaut Tiktoks ohne Kopfhörer – «das ist unanständig», sagt die Knigge-Expertin Susanne Abplanalp.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Pendler legt im Zug-Abteil sein Bein auf den Tisch und hört lautstark Tiktoks.
- Knigge-Expertin Susanne Abplanalp findet das unanständig – er sei ein «Störenfried».
- Doch laut BLS ist dieses Verhalten «grundsätzlich nicht verboten».
«Ist das normal?», fragt sich ein Reddit-User. Er meint damit das Verhalten eines Mitreisenden im Zug – dieser fühlt sich anscheinend wohl. Ein Bein hat er auf den Tisch gelegt. Dazu schaut er sich ohne Kopfhörer Tiktok-Videos an. Fast so, als wäre er in seinem eigenen Wohnzimmer.
Unter dem Beitrag häuft sich Kritik. Dieses Verhalten sei nervig und nicht normal, so heisst es in den Kommentaren.
Ein User etwa meint: «In der Schweiz kann man anständige Kopfhörer für 15 Franken kaufen. Es nervt, wenn jemand seinen Lärm so laut laufen lässt.»
Für einen anderen hingegen ist scherzhaft klar: «Wenn du ihn nicht verprügeln kannst, musst dus wohl akzeptieren.»
Doch ist dem wirklich so?
Knigge-Expertin Susanne Abplanalp stimmt den verärgerten Reddit-Usern zu. Es handle sich um einen öffentlichen Raum und man nehme anderen Personen den Platz weg. «Das ist unanständig», meint sie gegenüber Nau.ch.
Ausserdem: «Ein solches Verhalten lässt auf eine aggressive, egoistische Person schliessen.» Auch aus Angst wolle sich da niemand in das Zug-Abteil setzen.
Expertin: Verhalten in Zügen wird unanständiger
Die lautstarken Tiktoks würden nicht nur Personen im eigenen Abteil nerven, sondern gar den ganzen Wagen. Das ärgere alle Mitfahrenden, so die Expertin.
Allgemein beobachte sie, dass Pendlerinnen und Pendler unanständiger werden. Dagegen etwas unternehmen würden nur wenige. «Oft sagt auch der Kontrolleur nichts», so die Knigge-Expertin.
Wieso? Gegenüber Nau.ch teilt die BLS mit: «Ein Bein auf den Tisch zu legen, ist grundsätzlich nicht verboten.» Unerlaubt sei es erst, wenn sich Mitreisende davon gestört fühlen.
So auch beim lautstarken Schauen von Tiktok-Videos. Das Zugpersonal greife erst ein, wenn sich eine Pendlerin oder ein Pendler an sie wende, so die BLS.
Was tun bei «Störenfrieden»?
Doch das würden sich wenige trauen, meint Abplanalp. Die Leute seien verängstigt, «gerade wenn es sich um einen kräftig aussehenden Mann handelt».
Deswegen schlägt die Knigge-Expertin vor: Es soll ab und zu Lautsprecherdurchsagen geben. Diese sollen solche «Störenfriede» ermahnen, nur einen Platz in Anspruch zu nehmen.
Und wenn Pendlerinnen und Pendler ohne Kopfhörer Tiktoks schauen? «Da nützen nur Verbote in Form von Piktogrammen oder Strafen», so Abplanalp.