Darum sorgen Schweizer in Thailand ständig für Ärger
Schweizer geraten in Thailand immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Das hat damit zu tun, dass sich viele dort aufhalten – aber längst nicht nur.

Das Wichtigste in Kürze
- In Thailand sorgten zuletzt mehrere Schweizer mit Straftaten für Schlagzeilen.
- Das Land ziehe mitunter Touristen mit Risikoverhalten an, sagt ein Kriminologe.
- Das EDA stellt derzeit keinen auffälligen Anstieg an Delikten fest.
Drogen, Gewaltexzesse, Verkehrsdelikte, Pädophilie: Im Ferienparadies Thailand haben Schweizer Staatsbürger in den vergangenen Wochen für reichlich Negativschlagzeilen gesorgt.
Ein kurzer Rückblick.
In Chiang Mai wurde ein 22-Jähriger nach einem gefährlichen Töff-Stunt zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt. Die Polizei beschlagnahmte sein Motorrad.

Bei einer Prügelei in Pattaya trat ein 35-Jähriger einem Einheimischen ins Gesicht und schlug dessen Kopf wiederholt auf das Trottoir. Der Tourist wurde wegen Körperverletzung angeklagt.
In Phuket wurde ein 32-Jähriger festgenommen, nachdem er am Strassenrand Kokain vom Sitz eines Motorrades geschnupft hatte.

Ein 67-Jähriger wird verdächtigt, in Pattaya ein neunjähriges Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Nach der Festnahme wurde ihm das Visum entzogen. Ein weiterer Schweizer (41) soll über Dating-Apps Kontakt zu Minderjährigen gesucht haben.
Die Liste an Delikten liesse sich fortsetzen. Warum fallen gerade in Thailand immer wieder Schweizer durch kriminelle Aktivitäten auf?
Gastfreundschaft lässt «einfach gestrickte» Schweizer überheblich werden
Fakt ist: Thailand zählt zu den beliebtesten Reisezielen der Schweizerinnen und Schweizer.
184'046 von uns flogen im letzten Jahr nach Koh Samui, Phuket und Co. 2023 waren es noch 156'337. Zudem leben über 10'000 Landsleute permanent im südostasiatischen Staat.
«Da wird automatisch auch der eine oder andere mit krimineller Energie dabei sein», sagt Ruth Landolt. Sie ist Geschäftsführerin des Reiseanbieters Asia 365.
Zudem würden sich Verfehlungen durch Social Media heute viel schneller verbreiten als noch vor einigen Jahren.
Die langjährige Asien-Kennerin schliesst auch nicht aus, dass die ausgeprägte Gastfreundlichkeit der Thais manche Touristen zu Fehlverhalten verleitet.
«Ich kann mir vorstellen, dass die liebenswürdig gelebte Willkommenskultur Thailands bei einfach gestrickten Menschen eine gewisse Überheblichkeit hervorrufen kann.»
Thailand zieht Risikofreudige an
In eine ähnliche Richtung zielen die Gedanken des Kriminologen Dirk Baier.
Er geht davon aus, dass Thailand auch häufiger von Menschen besucht wird, «die ein gewisses Risikoverhalten an den Tag legen. Die also meinen, dass sie hier Dinge tun können, die sie zu Hause nicht tun können».

Das habe mitunter mit dem verbreiteten Bild Thailands zu tun, dass man hier für wenig Geld viel Spass haben kann. Gleiches gelte etwa für Mallorca, wo in der Vergangenheit ebenfalls Fälle von sexueller Gewalt durch Schweizer Touristen verzeichnet wurden.
Baier erklärt: «Immer wenn man meint, man müsse an einen bestimmten Ort fahren, um dort Party zu machen, Alkohol zu trinken und sich zu amüsieren, besteht ein Risiko, dass man es zu weit treibt und mit Gewalt oder Belästigung auffällt.»
Er relativiert aber auch. «Ich würde auch nicht ausschliessen, dass wir es derzeit einfach mit einer zufälligen Häufung von Fällen zu tun haben.»
Lieber in der Schweiz als in Thailand einsitzen
Insbesondere bei schweren Fällen, etwa sexuellem Missbrauch, stellt sich die Frage nach den rechtlichen Konsequenzen.
Die Schweiz kann Thailand um die Überstellung von Personen ersuchen, die in Thailand zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden sind. So sieht es ein entsprechendes Abkommen der beiden Länder vor. Den Vollzug der Haftstrafe übernimmt dann die Schweiz.
«Daran besteht vielfach ein beträchtliches Interesse», sagt Strafrechtler Gerhard Fiolka. «Denn die Haftbedingungen im Strafvollzug in Thailand sind härter als in der Schweiz.»

Sanktionen drohen auch dann, wenn die Straftat erst nach der Rückkehr in die Schweiz bekannt wird.
Ist das im Ausland begangene Delikt auch nach hiesigem Recht strafbar, kann hierzulande ein Strafverfahren eröffnet werden, erklärt Fiolka.
Aber: «Eine Auslieferung schweizerischer Staatsbürger ans Ausland ist nicht gegen deren Willen möglich.»
Sieben Schweizer aktuell in Thai-Knast
Das EDA hat aktuell Kenntnis von sieben Schweizer Staatsbürgern, die sich in Thailand in Haft befinden. «Zwei Personen sind wegen Drogenvergehen inhaftiert, fünf wegen anderer Delikte», heisst es auf Anfrage.
Zu den einzelnen Fällen – auch zu den eingangs erwähnten – macht die Behörde aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen keine Angaben.
Im Rahmen des konsularischen Schutzes betreute das Departement im letzten Jahr sieben in Thailand inhaftierte Schweizer. 2023 waren es neun Inhaftierungen, 2022 elf. «Das EDA stellt bezüglich Anzahl und Grund der Inhaftierungen keine spezielle Entwicklung fest.»
Ebenso verzeichne die Schweizer Botschaft in Bangkok «keine überproportionale Zunahme von Problemfällen», so ein EDA-Sprecher.