Das Baselbiet bläst zur grossen Wildschwein-Jagd
Das Wichtigste in Kürze
- Im Baselbiet und anderen Kantonen vermehren sich Wildschweine scheinbar unaufhaltsam.
- Ein neues Konzept soll die Schadenssumme von knapp 350'000 Franken praktisch halbieren.
- Jäger müssen dafür aber rund drei Viertel des gesamten Jahresbestandes erlegen.
Das Baselbiet kämpft mit einer Wildschweinplage. Das führt immer öfters zu Konflikten zwischen den Wildtieren und dem Menschen.
Eine der Betroffenen ist M. A.* aus Pratteln BL. Sie wohnt am Waldrand und erwachte am Wochenende zu einer bösen Überraschung: Ihr Rasen, auf dem sonst auch gerne Rehe grasen, wurde über Nacht von einer Rotte komplett umgegraben.
«Wo sind die Jäger?», fragen sich hässige Kommentatoren unter einem Facebook-Post der Baselbieterin.
Bei der Abteilung Wildtiere, Jagd und Fischerei des Amts für Wald beider Basel löst die Geschichte keine Überraschung aus. «Die Siedlungen rücken näher an den Waldrand. Damit ist auch verbunden, dass es generell zu mehr Wildeinflüssen kommen kann», sagt Leiter Holger Stockhaus zu Nau.ch.
Die Wildschwein-Population ist wegen dem Klimawandel und der ganzjährig guten Nahrungsverfügbarkeit in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Nicht nur im Baselbiet, sondern in der ganzen Schweiz. «Seit den 50er-Jahren lässt sich eigentlich in ganz Mitteleuropa eine konstante Zunahme beobachten», so Stockhaus.
Drei Viertel von Wildschwein-Bestand abgeschossen
Das Amt hat dieses Jahr mit zahlreichen betroffenen Anspruchsgruppen ein neues Konzept ausgearbeitet. Es sieht vor, dass der Wildschwein-Bestand im Frühjahr ungefähr 500 Tiere im Kanton nicht überschreitet.
Doch dazu sind grosse Anstrengungen nötig. In den letzten Jahren wurden jährlich bis zu 1500 Tiere dafür geschossen, sprich drei Viertel des gesamten Bestandes.
«Ein Frühjahresbestand von 500 Tieren wächst bis Ende Jahr ohne Jagd hier auf bis zu 1500 Tiere an. Das ist eine Zunahme von bis zu 200 Prozent», so der stellvertretende Amtsleiter. Grund dafür sind die idealen Bedingungen, die die Wildschweine im Baselbieter Wald mittlerweile auch im Winter vorfinden.
Weil der Boden kaum noch länger gefriert und Frost immer seltener wird, finden die Tiere neu ganzjährig genug Futter. «Bei Wildschweinen ist die Geschlechtsreife nicht vom Alter abhängig, sondern vom Gewicht», erklärt Stockhaus. Frischlinge können so bereits im ersten Lebensjahr selber Nachwuchs bekommen.
Schadenssumme soll halbiert werden
Leidtragende sind Landwirtschaftsbetriebe und Gartenbesitzerinnen und -besitzer in Waldesnähe. Im vorletzten Jahr stieg die kumulierte Schadenssumme, überwiegend durch Schwarzwild, auf fast 350'000 Franken im Kanton Basel-Land. Als «tragbares Mass» werden im neuen Konzept noch Schäden bis zu 200'000 Franken beziffert, dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Haben Sie schon einmal ein wildes Wildschwein gesehen?
Auch wenn sich Landwirtinnen und Landwirte mit Zäunen teilweise selbst schützen können, sind jetzt vor allem die Jäger gefragt. Nachdem diese seit Mai vor allem im offenen Gelände gejagt haben, gehen sie seit September auch in die Wälder. Die dort erlegten Wildschweine landen danach zu fast 100 Prozent auf den Baselbieter Tellern.