Das sagen Eltern zu Lehrern, die kein Diplom haben
Zum Schulbeginn fehlt es vielerorts an Lehrern, weshalb oft unqualifiziertes Personal angestellt wird. Nicht alle Eltern sind von dieser Lösung begeistert.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen des Lehrermangels wird an Schulen nicht-qualifiziertes Personal angestellt.
- Dadurch soll der Unterricht auch im kommenden Schuljahr sichergestellt sein.
- Was halten Eltern von dieser Notlösung? Nau.ch macht die Umfrage bei Familien.
Viele Kantone haben mit akutem Lehrermangel zu kämpfen und setzen deshalb auf Notlösungen: Weil offene Stellen nicht anders besetzt werden können, müssen Schulen teilweise Personal ohne entsprechende Ausbildung einstellen.
So kann es vorkommen, dass statt einer ausgebildeten Fachkraft plötzlich ein Handwerker oder ein KV-Angestellter vor der Klasse steht. Dies sorgt beim Lehrerverband für Stirnrunzeln: Die Bildungsqualität der Volksschule sei in Gefahr, so der Konsens.
Das befürchten anscheinend auch immer wie mehr Eltern, weshalb sie ihre Kinder vermehrt in Privatschulen schicken. Doch längst nicht alle können sich das leisten. Darum hat Nau.ch bei drei Familien nachgefragt, wie sie auf das kommende Schuljahr blicken.
Berner Mutter will keinen Schreiner als Lehrer
Der zweifache Vater Manuel P.* sieht die Notlösungen der Schulen kritisch. Schliesslich ginge es im Unterricht nicht nur um Kinderbetreuung: «Lehrer setzen den Kindern die Grundpfeiler für das restliche Leben. Wenn sie nun von nicht ausgebildeten Menschen unterrichtet werden, ist das schon fragwürdig.»
Therese F.* aus dem Kanton Bern ist ebenfalls nicht begeistert: «Ich finde das nicht gut. Beispielsweise ein Schreiner hat viel Fachwissen im Werken, aber weiss vielleicht nicht, wie er den Stoff vermitteln muss. Und das wäre fast wichtiger, als dass er sich mit dem Thema so genau auskennt», so die Mutter einer Achtklässlerin.
Eine verkürzte Ausbildung für Nebenfächer wie Handarbeiten, Werken, Sport oder Gestalten fände sie in Ordnung.
Aber: «Es darf nicht sein, dass Personen unterrichten, die überhaupt keine pädagogische Ausbildung haben. Und schon gar nicht in Hauptfächern oder als Klassenlehrer. Das gibt mir schon zu denken!»
Teilzeitstellen für Berufstätige aus anderen Branchen?
Ganz anders sieht das die vierfache Mutter Susanne W.*, deren zwei Söhne zurzeit die Primarschule besuchen: «Mich stört es nicht, wenn meine Kinder im Werken von einem Schreiner oder in Hauswirtschaft von einem Koch unterrichtet werden.»
Wichtig sei ihr aber, dass sämtliche Bewerbende ein gründliches Auswahlverfahren durchlaufen. «Während einem Bewerbungsgespräch ist meistens schnell erkennbar, ob nebst dem Fachwissen auch menschliche Qualitäten vorhanden sind», erklärt sie.
Aus ihrer Sicht würden geeignete Personen speziell in Nebenfächern eine Chance für die Schulen darstellen: «Ich glaube, dass Berufstätige aus anderen Branchen oft bereit wären, für ein paar Lektionen pro Woche einzuspringen. Vielleicht wäre das ein Ansatz, wie man den akuten Lehrermangel angehen könnte.»
*Name geändert