Der «Booster» bewegt die Schweiz

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Bern,

Auswertungen von Suchanfragen auf Suchmaschinen zeigen was die Bevölkerung bewegt. Das Wort des Jahres gehört offenbar nicht dazu - das führt zu Kritik.

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Die Suchanfragen der Google-Nutzer spiegeln die Geschehnisse des Jahres. Bei den allgemeinen Suchbegriffen lagen «Rebecca» und «Notre Dame» vorne. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • «Impfdurchbruch» wurde diese Woche als Schweizer Wort des Jahres gepriesen.
  • Auswertungen der Suchanfragen im Internet zeigen aber: Dieses Wort beschäftigt nur wenige.
  • Laut denen wäre beispielsweise «Booster» eine angemessere Wahl gewesen.

Erst Anfang dieser Woche wurde «Impfdurchbruch» zum Deutschschweizer Wort des Jahres gekürt. Aktuelle Suchmaschinen-Anfragen deuten allerdings auf andere Themen hin, die die Menschen in der Schweiz derzeit bewegen.

Das zeigen Auswertungen des IFAA Instituts in Bern und des Zuger Unternehmens für Markt- und Wirkungsforschung «ArgYou».

Das Team um Christoph Glauser misst regelmässig den Puls der Schweizer Bevölkerung. Dies, indem es auf rund zweihundert Online-Kanälen analysiert, welche Themen die Menschen hierzulande umtreiben.

Der Monat November ergab demnach ein klares Bild: «Booster» wurde mit grossem Vorsprung am häufigsten abgefragt, nämlich im Schnitt rund 3,6 Millionen Mal. Omikron, erst kürzlich von Wissenschaftlern in Südafrika entdeckt, erzielte 645’600 Suchanfragen. Weit abgeschlagen fand sich das Wort des Jahres. Impfdurchbruch wurde gerade einmal 34’800 Mal in die Suchmaschinen eingetippt, noch hinter Erst- (159’000) und Zweitimpfung (48’000).

Auswahl vom Wort des Jahres zeigt Tendenzen der Gesellschaft

Die Verantwortung für das Wort des Jahres hat das Departement Angewandte Linguistik der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Die Auswahl zeigt der ZHAW zufolge, worüber die Gesellschaft nachdenkt und was sie bewegt. Nicht überraschend ging es im Jahr 2021 um das Coronavirus (wie bereits 2020 mit «systemrelevant», «Maskensünder» und «stosslüften»).

Die Corona-Pandemie ist jedoch eine turbulente Zeit, was sich im gesellschaftlichen Diskurs niederschlägt. «Man sollte in Pandemie-Zeiten nicht ein Randphänomen zum Wort des Jahres hochstilisieren.» So der Politik- und Medienwissenschaftler Glauser gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Und zumindest im vergangenen Monat sei «Impfdurchbruch» im digitalen Raum kein Thema gewesen. Mit der Wortwahl stärkt man seiner Ansicht nach auch nur die Argumente der Impfgegnerinnen und -gegner.

Ein Impfdurchbruch entsteht, wenn jemand mit dem Virus angesteckt wird, obwohl diese Person geimpft ist. Dies wecke unterschiedliche Emotionen in den Menschen hervor. Einige hofften auf den Befreiungsschlag durch den Booster, «der endlich den ersehnten Durchbruch bringen soll». Das schrieb denn auch die ZHAW in ihrer Mitteilung zum Wort des Jahres.

Seit Ende Februar analysiert Glauser mit «ArgYou», was die Schweizer Bevölkerung rund um das Coronavirus beschäftigt. So zeigte sich beispielsweise, dass mit dem Auftreten der Omikron-Variante die Nachfrage nach sportlichen und kulturellen Anlässe stark zurückging. Es wurde beispielsweise auch viel seltener nach «Hochzeit» gesucht.

Dass sich die Vorhersagen im tatsächlichen Verhalten niederschlagen können, zeigte eine frühere Erhebung vom Herbst: Damals hatte «ArgYou» lange vor dem Stau in Chiasso gemeldet, dass Schweizer ihre Ferien mehrheitlich in Italien verbringen werden.

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