«Systemrelevant» in Deutschschweiz zum Wort des Jahres 2020 gekürt
Die Corona-Pandemie macht sich auch in der Sprache bemerkbar. «Systemrelevant» wurde in der Deutschschweiz zum Wort des Jahres 2020 gewählt.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2013 galt «systemrelevant» noch als «Unwort des Jahres».
- Nun wurde es im Jahr 2020 zum Deutschschweizer Wort des Jahres gekürt.
- Auf den weiteren Podestplätzen sind «Maskensünder» und «Stosslüften».
Die Corona-Pandemie prägt nicht nur den Alltag der Bevölkerung, sondern schlägt sich auch in der Sprache nieder: Alle Top 3-Wörter des Jahres 2020 hängen auf eine Art und Weise mit dem Virus und seinen Auswirkungen zusammen. Die Wörter gab die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) am Dienstag bekannt.
«Systemrelevant» – In diesem Jahr ist alles anders
Der Sieger «systemrelevant» war im Jahr 2013 tatsächlich noch das «Unwort des Jahres». Doch in diesem Jahr ist alles anders. Applaus und Überlastung, Streikgedanken und Abgrenzungsfragen: Unruhe sei ins System gekommen.
Dies, als der Bundesrat einstufte, welche Sektoren unabdingbar für das Wohlergehen der Gesellschaft und das Funktionieren der Wirtschaft seien. Dies erklärte die ZHAW. Und gleichzeitig beschäftigte die Frage: Sind wir nicht alle relevant fürs System?
Auch auf dem Podest: «Maskensünder»
Im Frühjahr schaute man noch befremdlich nach Asien, wo die Menschen schon lange regelmässig einen Mundnasenschutz tragen. Nun tadelt man Menschen «oben ohne» heute auch in der Schweiz als «Maskensünder». Und mit Bussen belegt werden die Regelverweigerer obendrein auch.
Mit Stosslüften liessen sich bisher vor allem die Heizkosten im Winter tief halten. In Zeiten von Corona hilft das kräftige und kurzzeitige Lüften der Wohnung, Schulzimmer und Büros, das Ansteckungsrisiko zu mindern.
Im Jahr 2019 landeten die Wörter «Klimajugend», «OK Boomer» und «Flugscham» auf den Plätzen eins bis drei.
Westschweiz mit «Coronagraben»
Die weiteren Wörter des Jahres 2020 in der Schweiz sind «coronagraben», «gestes barrières» und « luttes» fürs Französische. «Pandemia», « responsabilità» und « distanza» fürs Italienische sowie «mascrina», « extraordinari» und « positivitad» fürs Rätoromanische.
Die Verantwortung für das Wort des Jahres hat das Departement Angewandte Linguistik von der ZHAW.
Es analysiert die Schweizer Diskursdatenbank Korpus Swiss-AL. Es bestimmt pro Sprache die Wörter, die im Jahr 2020 häufiger oder deutlich anders verwendet wurden als zuvor.
Dann wählt eine Jury von Sprachprofis aus dieser Liste, aus Publikumsvorschlägen und aufgrund eigener Erfahrung die drei markantesten Wörter. Die vier Jurys bestehen aus je rund zehn Sprachschaffenden aus der deutsch-, französisch-, italienisch- und rätoromanischsprachigen Schweiz.