Der Medikamenten-Notstand trifft Senioren besonders hart
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr als 3000 Medikamente können in der Schweiz aktuell nicht gekauft werden.
- Sie liegen entweder nicht in der richtigen Dosierung – oder gar nicht mehr vor.
- Betroffen sind davon in erster Linie chronisch kranke Menschen und Senioren.
In der Schweiz fehlen immer mehr Medikamente. Sie werden aus Kostengründen im Ausland produziert und sind dadurch leichter Opfer von Lieferschwierigkeiten.
Oder sie werden so knapp produziert, dass keine Lagerkosten entstehen. Auch das kann bei leicht höherer Nachfrage zum Medikamenten-Notstand führen.
Fehlende Medikamente schaden Senioren
Leidtragend seien in erster Linie jene Patienten, die an chronischen Krankheiten leiden. Und jene, die multimorbid sind, also an mehreren Krankheiten parallel leiden. Sie werden entsprechend mit verschiedenen Medikamententherapien parallel therapiert. Wer dabei nicht aufpasst, muss mit ungewollten Wechselwirkungen der Medikamente rechnen.
Beides betrifft vor allem alte Menschen. «Medikamentierung bei Senioren ist ein grosses Thema», sagt Peter Burri. Er ist Mediensprecher von Pro Senectute. «Ein Problem ist oft, dass sie vergessen, ihre Medikamente alle regelmässig zu nehmen.»
Wenn Medikamente zudem selber dosiert werden müssen, etwa, in dem eine Pille halbiert oder gar geviertelt wird, «besteht auch die Gefahr der Über- oder Unterdosierung», so Burri weiter.
Spitex oder Angehörige müssen helfen
Werden die Dosierungen vorübergehend geändert, werde alles noch komplexer. Muss wegen Lieferengpässen nicht nur auf eine andere Dosierung, sondern auf ein alternatives Produkt umgestiegen werden, kommen neue Wechselwirkungen mit den übrigen Medikamenten hinzu.
«Da müssen Senioren sich Hilfe holen. Beim Apotheker nachfragen, den Hausarzt um Hilfe bitten oder die Spitex anfordern», sagt Burri. Auch eine häufige Option sei, Angehörige um Hilfe zu bitten.
«Die Angehörigen sind allerdings auch oft überfordert mit den verschiedenen Medikamenten. Darum gehört es zum Grundauftrag der Spitex, Medikamente vorzubereiten», so Burri.