Der Schweiz fehlen fast 7000 Polizisten
Schweizer Polizeikorps schlagen Alarm wegen Personalmangels. Um UNO-Vorgaben zu erfüllen, bräuchte es schweizweit fast 7000 zusätzliche Polizisten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweiz fehlen derzeit fast 7000 Polizistinnen und Polizisten.
- In vielen Kantonen ist die Polizei stark von Personalmangel betroffen.
- Die Gründe: der Abgang der Babyboomer, aber auch die höhere Belastung.
Den Schweizer Korps laufen die Polizisten davon. Allein im Kanton St. Gallen haben etwa im August 20 Mitarbeitende gekündigt, meldet das «Tagblatt». Auch die Luzerner Polizei musste gemäss der «Luzerner Zeitung» wegen Personalmangels über den Sommer 22 Stellen streichen.
Ähnliche Meldungen gibt es auch aus den Kantonen Basel, Thurgau und Zürich. Um die Empfehlung der UNO zur nötigen Polizeidichte für ein Land zu erfüllen, fehlt es der Schweiz an 6800 Polizisten.
Man merke, dass die Generation der Babyboomer langsam in Pension gehe, erklärt Mark Burkhard gegenüber der «Schweiz am Wochenende». Zugleich sei es laut dem Präsidenten der Kantonalen Konferenz der Polizeikommandanten extrem schwierig, gute Leute auf dem Arbeitsmarkt zu finden.
Viele ungeeignete Bewerber
«Viele junge Leute sind leider nicht geeignet dafür, weil sie psychische Schwierigkeiten haben», sagt Burkhard. «Oder weil sie zu schlecht Deutsch können, um beispielsweise einen Rapport zu schreiben, oder sportlich zu schwach sind.» So komme von zehn Bewerberinnen und Bewerbern jeweils nur etwa jeder Zehnte infrage.
Karin Kayser-Frutschi, Vizepräsidentin der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren, spricht gegenüber der «Schweiz am Wochenende» von einer Negativspirale: Die Ansprüche an die Polizei würden grösser, die Belastung steige, doch die Personaldecke werde dünner. «Leider ist die Polizei vielerorts nicht mehr in der Lage, ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.»
In vielen Nächten sei es schlicht nicht mehr möglich, dass die Polizei für Ruhe und Ordnung sorge. Auch bei Grossanlässen kann die Polizei nicht die nötige Präsenz markieren, erklärt die Nidwaldner Regierungsrätin (Mitte).
Mehr Frauen, mehr Ausländer und höhere Löhne
Mark Burkhard nennt der «Schweiz am Wochenende» drei Massnahmen, die den Personalmangel bekämpfen könnten: So könnten die Kantone etwa dank Teilzeitpensen mehr Frauen im Dienst halten. Zudem könnten neu auch Ausländerinnen und Ausländer mit einer Niederlassungsbewilligung C angestellt werden.
Und: «Generell sollten wir höhere Löhne zahlen können, auch für Kaderpositionen und Spezialpositionen wie in der Informatik. Viele junge Talente können wir uns schlicht nicht leisten, weil sie in der Privatwirtschaft besser bezahlte Jobs finden.»