Der Spitze Stein bei Kandersteg ist abgebrochen
Am heutigen Freitag sind in Kandersteg 20'000 Kubikmeter Fels abgebrochen. Der Spitze Stein wurde seit Wochen überwacht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Kandersteg ist am Freitagmorgen um 09.30 Uhr der Spitze Stein abgebrochen.
- Der Fels stand seit Wochen unter Beobachtungen.
- Mit weiteren Spontanabbrüchen ist nicht zu rechnen.
Am Freitagmorgen um 09.30 Uhr ist «der Spitze Stein» in Kandersteg abgebrochen. Die obere Hälfte des Felsen ist ins Tal gestürzt. Nach ersten Angaben ist niemand dabei verletzt worden, wie die «Berner Zeitung» mitteilt.
Ein Geologe wird gemäss dem Gemeindepräsident von Kandersteg, Urs Weibel, die Situation einschätzen. «Aufgrund der Witterung haben wir momentan keinen Zugang zum Tal», so Weibel. Es ist kein Siedlungsgebiet betroffen.
Geophysiker der Universität Freiburg hatten nach Untersuchungen herausgefunden, dass sich der Rutschhang auf zwei Gleitflächen befindet. Die obere der beiden Flächen ist von Permafrost durchsetzt. Seit Messbeginn im August 2018 hatte sich der bekannte Stein um 3,85 Meter bewegt.
Der Rückgang des Permafrosts im Boden könnte den Hang ins Rutschen gebracht haben. Anfänglich nur wenig, im vergangenen Spätsommer schliesslich zehn Zentimeter und mehr pro Tag.
Direkt daneben gerieten auch weitere grosse Felsbrocken ins Rutschen. Bei Regen reagierte der Rutschhang jeweils mit starken Bewegungen auf das nasse Wetter. Diese Ausschläge traten im Vorjahr noch überhaupt nicht auf.
Nach dem Abbruch vom Freitagmorgen kommt die Abteilung Naturgefahren des Kantons Bern zum Schluss, dass im Moment nicht mit weiteren, grösseren Spontanabbrüchen zu rechnen ist. Weiter sei auch nicht zu erwarten, dass Murgänge auftreten, die das Siedlungsgebiet erreichen könnten. Das Gebiet wird weiter beobachtet.
«Worst case»-Szenario ist unwahrscheinlich
Im «worst case»-Szenario könnten bis zu 20 Millionen Kubikmeter Fels abbrechen. Dieses Szenario werde zwar als unwahrscheinlich betrachtet, sagte Weibel. Aber wenn die Bevölkerung betroffen sei, müssten alle Szenarien in Betracht gezogen werden.
Das Siedlungsgebiet wäre auch von einem grösseren Abbruch nicht betroffen. Schutt und Geröll würden sich Richtung Oeschibach ausbreiten. Dieser Bach entwässert das Ausflugsziel Oeschinensee.
Im Falle eines sehr grossen Abbruchs könnte das Gestein den Oeschibach erreichen und stauen. Die Folge wäre eine Flutwelle, die das Siedlungsgebiet erreichen könnte. Bis jetzt haben Geologen aber nicht mit einem so grossen Abbruch gerechnet. Für wahrscheinlicher halten sie einzelne Teilabbrüche.