Deutsche sauer wegen geplantem Atommüll-Lager an Grenze
Die Schweiz will ihren Atommüll unmittelbar an der deutschen Grenze in Nördlich Lägern vergraben. In Baden-Württemberg verlangt man «angemessene Kompensation».

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz will ihren radioaktiven Abfall in Nördlich Lägern bei Stadel ZH vergraben.
- Weil der Ort in unmittelbarer Grenznähe liegt, haben deutsche Gemeinden gar keine Freude.
- Sie hinterfragen den Entscheid und fordern «angemessene Kompensationszahlungen».
Am Wochenende entschied die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) über den Standort des Atommüll-Endlagers. Die Wahl fiel auf das Gebiet Nördlich Lägern auf dem Gemeindegebiet von Stadel ZH.
Der Atomabfall soll in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gelagert werden. Im grossen Kanton ist man kritisch – und äussert Forderungen. Denn: Jetzt gehts ums Geld!
Deutsche Grenzgemeinden wollen Geld sehen
«Bei der Aushandlung von Kompensationszahlungen wollen wir angemessen beteiligt werden, sowohl bei den Verhandlungen als auch im Ergebnis.» Das sagt Martin Steinebrunner von der deutschen Koordinationsstelle Schweizer Tiefenlager (DKST) beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee zu der «DPA».
Und weiter: «Manche deutschen Gemeinden liegen näher am Lager als Schweizer Gemeinden, die berücksichtigt werden sollen.»
Eine dieser Gemeinden ist Hohentengen am Hochrhein im Bundesland Baden-Württemberg, welches nur rund zwei Kilometer vom geplanten Endlager entfernt liegt. Bürgermeister Martin Benz hat angekündigt, den Schweizer Entscheidungsträgern «sehr genau auf den Zahn zu fühlen». Man müsse den Entscheid für Nördlich Lägern schon «sehr gut begründen können».
«Der Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger vor radioaktiver Strahlung muss gewährleistet sein. Insbesondere aber auch der Grundwasserschutz», sagt auch die baden-württembergische Landesumweltministerin Thekla Walker im «Spiegel».

Die deutsche Bevölkerung leiste einen grossen Beitrag zur Endlagerung von Schweizer Atommüll. «Dies muss sich aus unserer Sicht zwingend adäquat bei den anstehenden Abgeltungsverhandlungen niederschlagen.»
Schweiz sucht seit 50 Jahren nach Atommüll-Endlager
Die Suche nach einem Standort für die Lagerung radioaktiver Abfälle läuft in der Schweiz schon seit fast 50 Jahren. Das Verfahren wird vom Bundesamt für Energie (BFE) geleitet. Die Wahl von Nördlich Lägern ist insofern überraschend, als dass der Standort zwischenzeitlich eigentlich als ungeeignet eingestuft wurde. Und aus dem Rennen fiel.
Insbesondere die geologischen Untersuchungen in Etappe 3 der Standortsuche würden aber für Nördlich Lägern sprechen. Das erklärte die Nagra am Montag vor den Medien.
Bis das Lager gebaut wird, könnte es indes noch lange dauern: Die Rahmenbewilligungsgesuche werden erst 2024 eingereicht, eine Prüfung wäre wohl erst Ende der 2020er Jahre abgeschlossen.