Franken

Nagra erklärt Standort-Entscheid für Atomabfälle

Radioaktiver Abfall könnte künftig in einem Tiefenlager im Kanton Zürich bei Nördlich Lägern gelagert werden. Der Bund, Kanton und Nagra erklären den Entscheid.

Das Wichtigste in Kürze

  • Radioaktive Abfälle in der Schweiz werden aktuell über der Erdoberfläche gelagert.
  • Seit 2008 läuft die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Tiefenlager.
  • Dieser wurde nun gefunden: Die Region Nördlich Lägern im Kanton Zürich.

Eigentlich sollten in der Schweiz radioaktive Atomabfälle in einem Tiefenlager unter der Erdoberfläche gelagert werden. Nur wurde noch kein geeigneter Ort für die Errichtung eines solchen Lagers gefunden. Bis jetzt.

Karte Nagra Standort
In der Region Nördlich Lägern im Kanton Zürich soll schweizerischer Atommüll unterirdisch gelagert werden. - Nagra

Heute stellen Bund und Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) ihren Vorschlag vor. Der «Sachplan geologische Tiefenlager» und das Bundesamt für Energie haben gesucht und gefunden.

Im Kanton Zürich, in der Region Nördlich Lägern, soll der Abfall langfristig deponiert werden. Bis 2024 soll die Nagra das Rahmenbewilligungsgesuch und die erforderlichen Dokumente beim Bund einreichen. Kosten soll das Projekt laut eines Berichts von 2021 insgesamt 20 Milliarden Franken. Der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds für Kernkraftwerke «Stenfo» würde dies finanzieren.

Die ausgewählte Region liegt nahe an der deutschen Grenze, östlich von Baden AG. Die Nagra begründete den Entscheid bisher damit, dass Nördlich Lägern der sicherste Standort sei. Das Gestein Opalinuston eigne sich am besten. Mit ihm blieben die Radioaktivitätswerte «deutlich unter der Grenze», so Nagra-CEO Matthias Braun.

Teile der Bevölkerung wehren sich

Opalinuston sei sehr dicht, binde radioaktives Material und heile sich bei Brüchen selber. Zudem fänden sich Spuren uralten Wassers in der 100 Meter dicken Schicht des Gesteins: «Die Natur hat den Einschluss schon getestet, über Millionen von Jahre», so Braun.

Würden Sie radioaktiven Abfall in der Nähe Ihres Wohnortes akzeptieren?

Die Distanz zu äusserlichen Einflüssen von der Oberfläche sei im nördlichen Lägern am grössten. Auch deswegen sei der Standort die sicherste Option. Dennoch sorgt der Entscheid für Erstaunen, weil Nördlich Lägern 2015 von der Genossenschaft «zurückgestellt» wurde, aufgrund von eindeutigen Nachteilen.

Widerstand von der örtlichen Bevölkerung wird erwartet. Noch nie hat die Idee eines Tiefenlagers für Atommüll viel Akzeptanz mit sich gebracht: Vor der Medienkonferenz in Bern hat sich eine kleine Demonstration gegen die Standortwahl versammelt.

Neukom Braun Nagra
Martin Neukom, Zürcher Baudirektor und Matthias Braun, CEO der Nagra, an der Medienkonferenz zum Standortsentscheid für Atomabfälle, 12. September 2022. - Keystone

Martin Neukom, Grüner Regierungsrat des Kantons Zürich, sei zwar auch kein Freund der Kernkraft, sagt er. Trotzdem könne man nicht gegen die Lagerung sein, denn es müsse geschehen. Bisher würde es schliesslich nur zwischengelagert.

Ein politisches Handeln der Nagra schliesst er ebenfalls aus. Die Genossenschaft arbeite wissenschaftlich und seriös. Das Bewilligungsgesuch wird vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) untersucht: Der dauerhafte Schutz von Mensch, Umwelt und Grundwasser müsse gewährleistet werden.

Demonstration Nagra Atommüll
Vor dem Medienzentrum in Bern demonstriert eine kleine Gruppe gegen den Standortentscheid für ein Tiefenlager zur Lagerung von radioaktivem Abfall, 12. September 2022. - zVg

Der Bundesrat wird vorerst in etwa acht Jahren seine Bewilligung abgeben können. Dann muss auch das Parlament zustimmen; und schliesslich unterliegt der Entscheid dem fakultativen Referendum. Erst ab 2050 soll mit der Errichtung des Tiefenlagers begonnen werden.

Betroffene Gemeinden würden von der Nagra entschädigt, das sei im Projektbudget vorgesehen. Zur Frage, wie hoch die Summen ausfallen könnten, wollte sich niemand äussern. Ausschlaggebend für die Bewilligung seien die Sicherheitsbedenken, nicht das Geld.

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