Wer braucht eigentlich noch Bargeld? In der Schweiz wird daran gearbeitet, das Bancomat-Netz deutlich zu straffen.
Bancomat
Der Bancomat hat vor allem in der Corona-Krise an Popularität verloren. - sda - KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Finanzdienstleisterin SIX will das Bancomaten-Netz in der Schweiz straffen.
  • Wegen wenig Transaktionen spielen viele Maschinen nämlich ihre Kosten nicht mehr ein.
  • Rund zwei Drittel der Geldautomaten sollen deshalb verschwinden.
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In der Schweiz hat es nach wie vor ein sehr dichtes Netz an Bancomaten. Sogar in den abgelegensten Regionen steht einer. Rund 5500 Geldautomaten betreut die Finanzdienstleisterin SIX im Auftrag der Banken. Hinzu kommen rund 800 eigenständige Automaten der Postfinance und vereinzelte von weiteren Betreibern.

In der Vergangenheit haben die Banken gut an den Geldautomaten verdient. Doch mittlerweile wird Bargeld in der Schweiz immer seltener aus der Maschine geholt. Mit einer sinkenden Anzahl der Transaktionen ändert sich auch die Ausgangslage.

Brauchst du noch oft einen Bancomaten?

Der Aufwand für die Bancomaten lohnt sich nämlich laut einem Bericht der «Tamedia»-Zeitungen immer weniger. Die SIX – die auch die Schweizer Börse betreibt – spricht von jährlichen Betriebskosten von über 30'000 Franken pro Automat.

Wegen der abnehmenden Zahl der Transaktionen spielen mehr und mehr Bancomaten ihre Kosten nicht mehr ein. Das lässt sich gut an folgenden Zahlen darstellen: Ein Bancomat könnte bis zu 150'000 Transaktionen pro Jahr abwickeln. Der Grossteil der Maschinen in der Schweiz wird aber weniger als 20'000-mal im Jahr gebraucht.

Verschwinden zwei Drittel aller Bancomaten?

SIX hat berechnet, dass sich jährlich rund 100 Millionen Franken einsparen lassen würden, sollte das Netz hierzulande gestrafft werden. Die Idee: Anstelle der derzeitigen drei oder vier Geldautomaten verschiedener Banken auf einem städtischen Platz soll es künftig nur noch ein neutraler Automat geben. Ebenso soll in einem Dorf, in dem derzeit zwei Bancomaten von unterschiedlichen Banken vorhanden sind, künftig nur noch ein Automat betrieben werden.

Wie SIX weiter berechnet hat, würden nämlich rund 2200 Maschinen reichen, wenn sie am richtigen Ort aufgestellt sind. Das bedeutet: Von den gesamthaft 6400 Geldautomaten sollen 4200 verschwinden. Die Zahl wurde laut dem Bericht so bestimmt, dass mit dieser Anzahl der sogenannte Grundversorgungsauftrag immer noch erfüllt wäre.

Raub, Bancomat Dielsdorf
Eine Person bezieht an einem Bancomaten im Hauptbahnhof Zürich mit einer Debitkarte hundert Schweizer Franken. (Symbolbild) - Keystone

Dieser gibt an, dass alle in der Schweiz lebenden Personen innerhalb von zwanzig Minuten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr eine Geldausgabe- und eine Einzahlungsmöglichkeit haben müssen.

Die SIX arbeitet seit einiger Zeit mit den Banken zusammen, um die Zusammenlegung ihrer Bancomaten-Netze voranzutreiben. Konkrete Pläne für die Orte, an denen künftig Bancomaten stehen werden, gibt es aber noch nicht.

Auch die Post will übrigens Post- und Bancomaten in der Schweiz zu einem einheitlichen Netz zusammenlegen. Das berichtete die «Schweiz am Wochenende» am Samstag. Die Idee sei bei Diskussionen mit den Chefs von Schweizer Banken auf Interesse gestossen, hiess es in dem Bericht.

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