Die Rückkehr des Königs der Alpen ist hundert Jahre her

Keystone-SDA
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Chur,

Der Alpensteinbock wurde in der Schweiz beinahe ausgerottet. Wilderer begannen dann, die Tiere von Norditalien ins Land zu schmuggeln.

Klimawandel
Ein Steinbock steht auf einem Grashang, aufgenommen am Mittwoch, 19. September 2018, unterhalb des Gipfels des Falknis, in Fläsch. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Alpensteinbock wurde in der Schweiz beinahe ausgerottet.
  • Dies aufgrund der Bejagung und einem Aberglauben.
  • Danach schmuggelten Wilderer die Tiere wieder ins Land.

Um ein Haar wäre das stolze Wappentier des Kantons Graubünden fast ausgerottet worden. Doch dann schmuggelten Wilderer den Alpensteinbock von Italien zurück in die Schweiz.

Diese Wiederansiedlung des Königs der Alpen jährt sich am kommenden Samstag zum 100. Mal, wie der Schweizerische Nationalpark am Mittwoch in einer Mitteilung in Erinnerung rief. Heute leben im Nationalpark im Engadin etwa 300 Steinböcke. Auf dem ganzen internationalen Alpenkamm dürften sich rund 40'000 Tiere aufhalten.

Alle diese Wildtiere stammen von der Restpopulation im Jagdgebiet der italienischen Könige am Gran Paradiso im Nordwesten des Landes ab. Das bedeute, dass die genetische Vielfalt bei den heutigen Steinböcken relativ gering sei, schreibt der Nationalpark. Wie sich dies auf die Population auswirken werde, sei noch nicht bekannt.

Der Steinbock-Aberglaube

Mehrere Gründe hatten zur fast gänzlichen Ausrottung des Steinbocks geführt. Das Aufkommen von Feuerwaffen im 16. Jahrhundert führte zu einer intensiveren Bejagung, Wälder mussten Weiden weichen. Und auch der Aberglaube spielte eine Rolle.

Steinbock
In Pontresina GR lebt die grösste Steinbockkolonie der Schweiz. - Keystone

Fast jedem Körperteil des Steinbocks wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben. Verwendet wurden das Blut, das Knochenmark und die Milz sowie die Hörner. Verschwunden in Graubünden war der Steinbock um 1640, obschon vorher ein Jagdverbot erlassen worden war. 1809 wurde im Wallis der letzte Steinbock erlegt.

Überlebt hatten einige Tiere im Gebiet des Gran Paradiso in Norditalien. Der italienische König Emanuele II. sorgte persönlich für deren Schutz. Er zeigte aber keine Bereitschaft, im Zuge der Wiederansiedlung der Schweiz Tiere für die Zucht zur Verfügung zu stellen.

Wilderer schmuggelten die Tiere

Wilderer seien deshalb angeheuert worden, schreibt der Nationalpark. Ab 1906 hätten sie unter Lebensgefahr Steinbockkitze aus dem Gran Paradiso in die Schweiz geschmuggelt.

Aufgezogen und gezüchtet wurden die Tiere im Tierpark Peter und Paul in St. Gallen. Erste Aussetzungen im st. gallischen Weisstannental und am Piz Ela in Mittelbünden blieben erfolglos.

Steinbock
Ein Bild aus den frühen 1920er Jahren vom Transport junger Steinböcke in die Val Cluozza im Schweizerischen Nationalpark. - sda - SNP

Am 19. Juni 1920 trafen sieben Kisten mit Steinböcken in Zernez im Engadin ein. Den Empfang am Bahnhof begleiteten eine Blasmusik und eine grosse Menschenmenge. Einige Tiere zogen nach der Freilassung weg, die Böcke wurden gewildert.

Ein paar Geissen siedelten sich am Piz Albris bei Pontresina an. Sie gaben laut Angaben des Nationalparks den Anstoss für die Gründung der gleichnamigen Kolonie.

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