Drei Untersuchungen gehen Belästigungsvorwürfen bei RTS nach
Beim SRG-Sender RTS soll es während Jahren zu sexueller Belästigung gekommen sein. Drei unabhängige Untersuchungen gehen nun den Vorwürfen nach.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Radio Télévision Suisse soll es während Jahren zu sexueller Belästigung gekommen sein.
- Nun wurden drei unabhängige Untersuchungen eingeleitet.
- Im Februar 2021 sollen die ersten Ergebnisse bekannt werden.
Zwei externe Stellen untersuchen die kürzlich bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfe bei Radio Télévision Suisse (RTS). Die interne Revision der SRG überprüft zudem mit externer Unterstützung die vorhandenen Instrumente zum Schutz der persönlichen Integrität der Mitarbeitenden.
Neben der internen Revision wurde die Genfer Anwältinnenkanzlei «Troillet Meier Raetzo» zur Untersuchung beauftragt. Auch die unabhängigen Experten Muriel Epard und Stanislas Zuin erhielten einen Auftrag. Damit würden drei unabhängige Untersuchungen gestartet, teilte RTS am Montagnachmittag mit.
Verwaltungsrat für lückenlose Untersuchung
Der ganze Verwaltungsrat und er selber stünden ein für eine lückenlose, unabhängige Untersuchung der Fälle bei RTS. So lässt sich SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina in der Mitteilung zitieren. Auch die Verantwortlichkeiten und die Tauglichkeit der vorhandenen Instrumente zum Schutz der persönlichen Integrität werden geprüft. Das sei man den Betroffenen schuldig.
Die auf Arbeitsrecht spezialisierte Kanzlei «Troillet Meier Raetzo» soll dabei die Fälle bei RTS «aufrollen und untersuchen». Innerhalb von RTS soll es während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sein. So hatte die Zeitung «Le Temps» Ende Oktober unter Berufung auf anonyme Quellen enthüllt.
Rochebin hat Verleumdungsklage eingereicht
Die Befragten berichteten in der Recherche von offener Belästigung, ungewollten Küssen, anzüglichen Kommentaren und systematischem Machtmissbrauch. Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter Darius Rochebin, langjähriger Moderator der RTS-Tagesschau. Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weggeschaut.
Rochebin hat unterdessen eine Verleumdungsklage gegen «Le Temps» eingereicht. Seit Herbst moderiert er beim französischen Nachrichtensender LCI eine Talk-Show mit berühmten Persönlichkeiten.
Aufklärung soll im Februar erfolgen
Muriel Epard, die ehemalige Präsidentin des Kantonsgerichts Waadt, und Stanislas Zuin, ehemaliger Präsident des Genfer Rechnungshofs haben eine andere Aufgabe. Sie überprüfen, ob die Rollen und Verantwortlichkeiten in den RTS-Fällen klar geregelt waren. Ausserdem sollen sie klären, ob die Verantwortung von Führungspersonen und Fachstellen genügend wahrgenommen wurde.
Die beauftragten Stellen und Personen werden laut Medienmitteilung vom Montag jeweils einen Bericht zuhanden des SRG-Verwaltungsrates verfassen. Voraussichtlich im Februar 2021 sollen Sozialpartner, Mitarbeitende der SRF und die Öffentlichkeit darüber informiert werden.
Chefredaktor zieht sich temporär zurück
Auf die Anschuldigungen reagierten die RTS-Direktion und der SRG-Verwaltungsrat Anfang November mit einer Bekanntgabe. Die beiden Führungskräfte seien vorübergehend suspendiert und zwei unabhängige wurden Untersuchungen eingeleitet. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Chefredaktor der Nachrichtensendungen bei RTS, Bernard Rappaz, zieht sich während der eingeleiteten Untersuchungen temporär zurück. Dies wurde vergangenen Mittwoch bekannt. Die Leitung der Redaktion werde von den stellvertretenden Redaktionschefs übernommen.