Effingen AG: Gemeindeammann darf Solaranlage bauen, Nachbar nicht
Ein Ehepaar will in Effingen AG eine Aufdach-Solaranlage bauen. Genau so eine hat ihr Nachbar bereits installiert. Dennoch erhält das Paar keine Bewilligung.
Das Wichtigste in Kürze
- In Effingen AG hat der Vize-Gemeindeammann eine Aufdach-Solaranlage installiert.
- Das Nachbarsehepaar möchte nachziehen, die Gemeinde erteilt aber die Bewilligung nicht.
- Ihr Haus liege nämlich im Dorfkern, begründet die Gemeinde den Entscheid.
Mit Blick auf die drohende Energiekrise dürfte der Bau von Solaranlagen durch Private eigentlich begrüsst werden. Das dürfte sich auch das Künstlerpaar Schirmann gedacht haben, als es in Effingen AG ein Gesuch für den Bau einer Aufdach-Solaranlage eingereicht hatte.
Und tatsächlich wird ihnen kurz darauf zugesichert, dass dies eine reine Formsache sei, wie sie gegenüber der «Aargauer Zeitung» erklären. Zudem hat ihr Nachbar, Vize-Gemeindeammann Andreas Thommen, schon seit mehreren Jahren eine solche Anlage auf seinem Dach.
Deswegen bestellen die beiden nach dem Einreichen des Gesuchs bei einem Solaranlagebauer sogleich die Panels. Doch dann folgt die böse Überraschung: Obwohl keine Einsprache eingeht, bekommen sie die Bewilligung nur mit der Auflage, dass sie statt der geplanten Aufdach-Anlage eine Indach-Anlage einbauen.
Beschwerde eingelegt
Zudem müsse sich diese der Dachfläche unterordnen. Sie dürfe auch nicht grösser sein als 50 Prozent der Dachfläche oder müsse vollflächig über das ganze Dach ausgeführt werden. Die Gemeinde begründet dies damit, dass das Haus der Schirmanns in der Dorfkernzone stehe.
Das Paar kann den Entscheid «schon rein ökologisch» nicht nachvollziehen. Das aktuelle Dach sei gut isoliert und noch in bestem Zustand. Und: «Die Anlage beeinträchtigt das Dorfbild in keinster Weise», sagen die Schirmanns. Es ärgere sie zudem, dass die Gemeinde die konkrete Situation gar nie vor Ort beurteilt habe.
Weil das Ehepaar gegen den Gemeinde-Bescheid Beschwerde beim Departement Bau, Umwelt und Verkehr eingelegt hat, will sich der Gemeindeamman und Ressort-Vorsteher Robert Schmid nicht zum «laufenden Verfahren» äussern. Laut Schmid habe sich der Gemeinderat aber an die geltende Rechtspraxis zu halten.
Vize-Ammann baute vor Gemeindefusion
Wieso darf dann der Vize-Ammann Thommen eine Aufdach-Solaranlage haben? «Der frühere Gemeinderat Effingen und der Gemeinderat Böztal sind zwei verschiedene Gremien», erläutert dieser gegenüber der «Aargauer Zeitung».
Der Gemeinderat Böztal habe das Ortsbild höher gewichtet und richte sich nach den kantonalen Empfehlungen sowie den Empfehlungen des Ortsbildexperten. Seit Anfang Jahr gehört Effingen nämlich zur Gemeinde Böztal.
«Da unsere, viel kleinere Anlage die gleiche Südausrichtung hat und unmittelbar daneben liegt, fragen wir uns, warum sie nicht gebaut werden darf. Und fühlen uns dadurch ungleich behandelt», sagt Thomas Schirmann. Den Entscheid, dass Thommen die Anlage bauen durfte, möchte er aber nicht kritisieren.
«Ich finde den Entscheid richtig und gerade angesichts der aktuellen und der zukünftigen Stromsituation ist es wichtig, dass wir die Prioritäten richtig setzen.» Die Schirmanns hoffen nun, dass der Kanton ihre Beschwerde gutheisst.
