Egger zu Coronavirus: «Man hätte Ausmass halbieren können»

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Bern,

Das Coronavirus sorgte dafür, dass Epidemiologe Matthias Egger vor einem Jahr Chef der neu gegründeten Taskforce wurde. Nun schaut der Ex-Taskforce-Chef zurück.

Matthias Eger Coronavirus
Matthias Egger, ehemaliger Chef der Covid-19-Taskforce des Bundes, an einer Pressekonferenz im Bundeshaus. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Matthias Egger übernahm im März 2020 die Leitung der Covid-19-Taskforce des Bundes.
  • Der Epidemiologe ist inzwischen nicht mehr Mitglied.
  • Egger schaut zurück und wagt einen Blick in die Zukunft.

Matthias Egger ist Professor für Epidemiologie und Public Health an der Universität Bern. Nebenbei hat er das Präsidium des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds inne. Zu seiner Arbeit gehört das Erforschen von Infektionskrankheiten, wie etwa HIV.

Vor rund einem Jahr übernahm er die Leitung der damals neu gegründeten Covid-19-Taskforce. Ab da forschte er auch über das neuartige Coronavirus.

Matthias Egger Daniel Koch
Matthias Egger (links) und Daniel Koch (rechts) beurteilen im April die aktuelle Lage um das Coronavirus in der Schweiz. (Archivbild) - Keystone

Im Interview mit «Watson» erklärt er nun seinen Rücktritt als Taskforce-Chef Ende Juni 2020: «Auf längere Sicht war die Task-Force-Leitung neben meiner Arbeit beim Nationalfonds und in der Forschung nicht machbar.​»

«Zweite Welle hätte man nicht verhindern können»

Egger war einer der Ersten, welcher die Regierung vor einer zweiten Welle warnte. Er sollte Recht behalten. «Ich wäre froh, ich wäre falsch gelegen. Aber man sah schon im Juni, dass die Fallzahlen langsam, aber stetig zunahmen.»

Und weiter: «Im Rückblick glaube ich nicht, dass man die zweite Welle hätte verhindern können. Aber man hätte das Ausmass vielleicht halbieren können, wenn man mehr auf die Wissenschaftlerinnen gehört hätte.»

Anfang Oktober warnte das Gremium die Regierung, dass jeder Tag zähle. Doch bis der Bundesrat handelte, vergingen zwei Wochen. «Das war für mich persönlich enttäuschend. Auf der anderen Seite muss man als Wissenschaftler akzeptieren, dass man nicht Entscheidungsträger ist», so der Epidemiologe.

Situation um Coronavirus ist fragil

Egger wünsche sich, dass sich die Politik ernsthaft bemühe, die Argumente der Wissenschaft zu verstehen. Sie solle auch erklären, warum sie diesen zum Teil nicht folgt. Er klärt auf: «Wenn wir uns gegenseitig besser verstehen, stärkt das letztlich auch unsere Demokratie.»

Auf die Frage wie der Epidemiologe die aktuelle Situation wegen des Coronavirus beurteilt, antwortet er: «Die Lage ist fragil. Sie wird jede Woche neu von der Taskforce beurteilt.»

Impfen Coronavirus
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Auch auf eine Prognose lässt sich Egger bei «Watson» ein: «Ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr zu einer Normalität zurückkehren können, sobald der grösste Teil der Bevölkerung geimpft ist. Wobei auch das mit einer Unsicherheit behaftet ist, weil es weitere Mutationen geben kann, die das Virus ansteckender machen. Darum wäre es sehr wichtig, dass es mit dem Impfen rasch vorwärtsgeht.»

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