Eine journalistische Spurensuche nach Ferdinand Hodlers Geburtsort

Robin Mahler
Robin Mahler

Bern,

Zum 100. Todestag des Schweizer Malers Ferdinand Hodler führt das Kunstmuseum Bern eine Ausstellung durch. Ein Journalist hat sich auf die Spurensuche begeben.

Das Kunstmuseum Bern stellt die Bilder von Ferdinand Hodler aus. Darunter befinden sich Werke wie «Wilhelm Tell», entstanden im Jahre 1897.
Das Kunstmuseum Bern stellt die Bilder von Ferdinand Hodler aus. Darunter befinden sich Werke wie «Wilhelm Tell», entstanden im Jahre 1897. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Kunstmuseum Bern stellt ab 14. September 2018 einige Werke von Ferdinand Hodler aus.
  • Die Ausstellung «Hodler//Parallelismus» findet anlässlich seines 100. Todestages statt.
  • Ein Journalist hat im Vorfeld des Anlasses eine Spurensuche durchgeführt.

Landschaften und Berge oder markante Selbstportraits. Das sind Sujets, welche direkt aus dem kreativen Kopf von Ferdinand Hodler entsprungen sind. Dieses Jahr markiert den 100. Todestag des berühmten Schweizer Malers. Vom 14. September 2018 bis zum 13. Januar 2019 erinnert das Kunstmuseum Bern mit der Ausstellung «Hodler// Parallelismus» an sein Schaffen. Zu den bekanntesten Werken zählen «Wilhelm Tell», Selbstporträts sowie «Thunersee mit Niesen».

«Thunersee mit Niesen» entstand im Jahr 1910.
«Thunersee mit Niesen» entstand im Jahr 1910. - Zur Verfügung gestellt

Früh Verantwortung übernommen

Hodler wurde am 14. März 1853 in Bern geboren. Sein Vater Johannes 1860 schied wegen Tuberkulose aus dem Leben. Die Mutter Margarete starb sieben Jahre später an derselben Krankheit. Ferdinand war das Älteste von sechs Kindern und musste schon früh für die Familie sorgen. Seine Geschwister verstarben in den folgenden 18 Jahren ebenfalls an den Folgen von Tuberkulose – damals Schwindsucht genannt.

Mit 12 Jahren kam er mit der Kunst in Berührung, als er die Werkstatt seines Stiefvaters, einem Dekorationsmaler, übernahm. Weitere Lebenstationen führten ihn nach Genf. Er lernte Camille Corot kennen und trat im Jahr 1873 in dessen Schule ein. Drei Jahre später beteiligte sich Hodler an Ausstellungen und Wettbewerben. Seine internationale Karriere führte ihn in Städte wie London, Paris, München und Berlin.

Geboren im Käfigturm – oder doch woanders?

Der Journalist Fredi Lerch hat sich im Vorfeld der Veranstaltung auf Spurensuche begeben. Ihm geht es dabei um den Geburtsort. Seine Erkenntnisse hat er in einer vierteiligen Artikelserie für das «Journal B» niedergeschrieben. Doch zuerst geht es an den Ausgangspunkt der Geschichte.

Während einer Veranstaltung kommt Lerch mit Thomas Göttin, dem Geschäftsführer des Polit-Forums Bern ins Gespräch. Man unterhält sich über die Gedenktafel für Hodler, welche im Berner Käfigturm hängt und eine Passage aus Hans Sommers Buch «Bern und die Berner vor 125 Jahren» enthält. Sie erzählt kurz die Geschichte der Eltern und endet mit folgender Passage: «So kam Ferdinand Hodler am 14. März in der Mägdekammer seiner Mutter im Käfigturm zur Welt.»

Auf der Gedenktafel im Berner Käfigturm wird als Geburtsort von Ferdinand Hodler ebendieser angegeben.
Auf der Gedenktafel im Berner Käfigturm wird als Geburtsort von Ferdinand Hodler ebendieser angegeben. - Thomas Göttin

Göttin und Lerch halten dies zwar für eine schöne Geschichte, letzterer will aber die Sachlage prüfen und greift zum Hörer. So ruft er den Schriftsteller Beat Sterchi an, der sich seit längerem mit Hodler beschäftigt. Sterchi nennt als Quelle «s’git numen eis Bärn», ein weiteres Buch von Sommer. Dieser bezieht sich allerdings auf Carl Albert Loosli, der ein vierbändiges Hodler-Werk verfasst hat. So stellt sich heraus, dass Sommer sich bei Loosli für das Verfassen der Gedenktafel bedient hat.

Weitere Gespräche und Abklärungen werden daraufhin vom Journalisten in die Wege geleitet. Eine Erkenntnis des Unterfangens ist: Man verwendete bei der Angabe für die Gedenktafel mehrere unterschiedliche Quellen. Zwar hat Loosli die Aussagen direkt aus den Gesprächen mit Hodler übernommen, der Künstler schien sich aber selbst zu täuschen. Wie die Geschichte schlussendlich ausgeht, sei an dieser Stelle aus Zeitgründen ausgespart.

Das Resultat der ganzen Recherche

Die Quintessenz seiner Recherchearbeit fasst Lerch schnippisch zusammen: «Warum ein solcher Aufwand zur Klärung ein solches Details? Ist es denn nicht eigentlich herzlich egal, ob der Kunstmaler Ferdinand Hodler am 14. März 1853 im Käfigturm oder im Haus 233 rot auf der Höhe der Schauplatzgasse 37 oder sonst wo in der Berner Oberstadt zur Welt gekommen ist? – Doch, das ist es.»

Ihm gehe es dabei um die Erkenntnis, dass man sich darüber im Klaren sein sollte, dass bei geschichtlichen Ereignissen immer mehrere Quellen zur Rate gezogen werden, diese aber nicht immer eindeutig seien.

Handelt es sich dabei um plausible Erzählung, wird dies allzu oft zur «historischen Wahrheit» erhoben. Lerch rät daher: «Wenn sich Gelegenheit bietet, lohnt es sich immer wieder, über die Herstellung geschichtlicher Unhinterfragbarkeit nachzudenken.»

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