Ferdinand Hodler: Der Pinsel als Selfie-Stick
Das Wichtigste in Kürze
- Ferdinand Hodler starb heute vor 100 Jahren an einem Lungenödem.
- Der Schweizer Maler schaffte es mit seiner Kunst zum weltberühmten Multimillionär.
- Hodler bewies dabei Geschäftssinn und inszenierte sich so oft selbst wie kein anderer.
Ferdinand Hodler wurde am 14. März 1853 an der Schauplatzgasse 37 in Bern geboren. Der Vater starb früh und die Mutter als Ferdinand 14 war. Da hatte Ferdinand noch 13 Geschwister und Halbgeschwister.
Obwohl Hodler Anfang der 1870er Jahre vom Thuner- an den Genfersee wechselte und später auch in Spanien und Paris lebt, kehrt er immer wieder ins Berner Oberland zurück.
Hodler und der Tod
Doch auch diese sterben mehrheitlich schon früh. «In der Familie war es ein allgemeines Sterben. Mir war, als wäre immer ein Toter im Haus und als müsste es so sein», sagt Hodler in der Biographie von Carl Albert Loosli. Kein Wunder begleitet ihn das Thema Tod auch in der Kunst.
Als seine Geliebte Valentine Godé-Darel im Sterben lag, weilte Hodler bei ihr, begleitete und dokumentierte ihre Krebs-Krankheit. Er zeichnete den Verfall bis zu ihrem letzten Atemzug in sein blaues Skizzenbuch. Auch sein eigenes Sterben hielt Hodler fest – doch dazu später.
Hodler und die Muskeln
Als Hodler 18 ist, geht er nach Genf. Er will ans Gymnasium. Er wird abgewiesen, landet stattdessen an der Uni bei der praktischen Anatomie: Dort im Labor zeichnen die Studenten wissenschaftlich exakt den menschlichen Körper.
Die Faszination für die menschlichen Muskeln bleiben Hodler ein Leben lang. Er zeichnet und malt Krieger, Mäher oder Holzfäller. Diese symbolischen Figuren sind es auch, die 1911-1958 die Schweizer Banknoten zieren.
Hodler und das Berner Oberland
Zwischen Thun und Oberhasli entstanden viele von Hodlers Werken. Die Berge versetzten ihn in einen «Taumelzustand», schrieb er, «ich war überglücklich, in dieser herrlichen Gegend leben und atmen zu dürfen.» Den Thunersee, das Stockhorn, den Niesen malte er unzählige Male.
Hodler der Unternehmer
Ferdinand Hodler war auch ein gewitzter Geschäftsmann. Als Willy Russ-Young, der Inhaber der Neuenburger Schoggi-Fabrik Suchard, 1916 mehrere Landschaftsbilder von Hodler erstand, waren nicht alle signiert: 500 Franken verlangte Hodler pro Signatur.
Als «eigensinnig, geschäftstüchtig und ein Stratege» beschrieb deshalb eine Ausstellung in Bonn den Charakter des Schweizer Malers. Dieser machte sich über nationale und internationale Wettbewerbe bekannt und nutzte gezielt die Provokation.
Sujets und Gattungen, die bei Sammlern, Händlern und Galeristen begehrt waren, malte er immer wieder, ab 1904 auch in Serie. Mit Erfolg: Um die Jahrhundertwende ist Ferdinand Hodler Multimillionär und einer der erfolgreichsten Maler Europas.
Hodler und die Selfies
Hodler malte sich selbst so oft wie kein anderer europäischer Maler, stellt Hodler-Kenner Jura Brüschweiler fest. Fast hundert Selbstportraits existieren. Selbstbildnisse, in denen sich Hodler – ganz ähnlich der heutigen digitalen Selfies – mal heiter, mal traurig, mal nachdenklich inszeniert.
Mit den Selbstbildnissen versucht er zeitlebens sich selbst zu finden. So ist es bezeichnend, dass er 1917 ein weiteres «Selfie» beginnt. Er ist an einem Lungenödem erkrankt und liegt im Sterben. Es bleibt sein letztes Selbstportrait, denn am 19. Mai 1918 stirbt er am Genfersee.