Einkaufstourismus nimmt seit Anfang Jahr wieder rasant zu

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Der Einkaufstourismus nimmt seit Anfang Jahr wieder rasant zu. Der Schweizer Detailhandel ist sauer und fordert neue Lösungen vom Gesetzgeber.

Einkaufstourismus
Der Einkaufstourismus nimmt wieder zu. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Einkaufstourismus hat im ersten Halbjahr 2023 rasant zugenommen.
  • Gut 8,5 Milliarden Schweizer Franken fließen dadurch ins Ausland ab.
  • Die Swiss Retail Federation setzt sich nun für eine Wertfreigrenze auf 50.- zu reduzieren.

Über einen längeren Zeitraum führte die COVID-19-Pandemie zu Grenzschliessungen. Bei einigen Schweizern führte dies auch zu gesteigerter Aufmerksamkeit für Regionalität und Nachhaltigkeit.

Allerdings mag die Corona-Krise mittlerweile eine Weile zurückliegen, jedoch ist die Inflation nach wie vor präsent. Dies könnte zahlreiche Verbraucher daran erinnern, dass im Ausland nach wie vor viele Einzelhandelsprodukte günstiger sind als in der Schweiz.

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Kaum verwunderlich, dass der Einkaufstourismus im ersten Halbjahr rasant zugelegt hat. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung der Branchenvereinigung Swiss Retail Federation. Dieser gehören unter anderem Händler wie Landi, Manor und Orell Füssli an.

Einkaufstourismus im Detailhandel stieg um 10,2 Prozent

Über die Auswertung, die die Debit- und Kreditkartentransaktionen der ersten sechs Monate 2023 analysiert, berichtet unter anderem die «Aargauer Zeitung». Insgesamt nahmen die Zahlungen im Detailhandel in den Nachbarländern demnach um 10,2 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu.

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Der Einkaufstourismus hat im ersten Halbjahr 2023 stark zugenommen. - Keystone

In der Analyse ist auch festgehalten, in welchen Kantonen der Einkaufstourismus am stärksten zugenommen hat: Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Genf, Jura, Neuenburg, St. Gallen und Tessin.

Der Branchenverband zeigt sich über die Entwicklung gar nicht erfreut und hält in einer Mitteilung fest: «Durch den Einkaufstourismus in die Nachbarländer der Schweiz fliessen jährlich gut 8,5 Milliarden Schweizer Franken ins Ausland ab.» Die Auswirkungen des Einkaufstourismus auf den Handel in den Grenzregionen sei immens.

Forderung von Senkung der Wertfreigrenze auf 50 Franken

Die Swiss Retail Federation äussert auch Kritik am Gesetzgeber. Dieser begünstige den Einkaufstourismus mit falschen Anreizen, heisst es. Nach wie vor werde der In- und Auslandkonsum nämlich steuerlich unterschiedlich behandelt.

Konkret ist es der Vereinigung ein Dorn im Auge, dass die Kundschaft, die aus dem Ausland Waren innerhalb der Wertfreigrenze (300 Franken) einführt, sich die ausländische Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen kann und keine schweizerische Mehrwertsteuer bezahlen muss.

Coronavirus
Durch die Corona-Pandemie wurde der Einkaufstourismus gebremst, doch das Virus ist mittlerweile in weite Ferne gerückt. - sda

Der Verband fordert den doppelten Steuervorteil so anzupassen, dass die Schweizer Kundschaft nicht mehr schlechter gestellt werde. Als pragmatische Umsetzung wird eine Senkung der Wertfreigrenze auf 50 Franken vorgeschlagen.

Die Wertfreigrenze sieht die Swiss Retail Federation demnach auch als massgeblicher Treiber für den Einkaufstourismus an. Eine Studie der Uni St. Gallen habe gezeigt, dass mit einer Senkung auf 50 Franken die Kundschaft rund 33 Prozent weniger Einkäufe im Ausland tätigen würde.

Kommentare

User #4591 (nicht angemeldet)

Unten schreibt jemand wegen den Mehrwertsteuern: «Nur die ganz Geizigen stehen jetzt noch für die zusätzlichen … € an. Habe zwar nichts dagegen, verwundern tut es mich aber schon.» Ich mache für ca. € 120.- meinen Wocheneinkauf in DE. Die Mehrwertsteuer erhalte ich dann zurück, ca. € 10.-) In der Schweiz würde ich dafür Fr. 200.- zahlen. Ich spare pro Woche so ca. € 90.-. Das sind im Jahr über € 4500.- Das reicht uns für drei Wochen Ferien, die wir sonst von unserer Alters-Rente nicht machen könnten. Mich verwundert es deshalb nicht, dass viele im Ausland einkaufen und mit Geiz hat das schon gar nichts zu tun.

User #6130 (nicht angemeldet)

Die Antwort, das Land verlassen, das ist ein ganz dummer Schnurri Spruch. Es geht hier nicht darum. Ein einfacher Arbeiter- ein Proletarier hat z.B. 3 Kinder, muss hohe Miete bezahlen und wenn das nicht reicht, dann muss die Mutter arbeiten gehen. Dann benötigt die Familie wiederum Hilfe für die Kinder. Die Kitas sind überzogen teuer! Jene, die nicht ins Ausland gehen um Einzukaufen, toll, das ist eure Sache, ABER jene die den massiven Unterschied der Preise erkennen, lasst euch nicht von Drohungen beeinflussen. Fakt ist, die Schweiz wird immer teurer, die Löhne bleiben gleich. Saron ist extrem gestiegen. Noch etwas: Was hier COOP und MIGROS selbst herstellt in der Schweiz in Deutschland verkauft, kostet hier 3 mal mehr für das selbe Produkt, als in Deutschland. Dann sollten jene, die nicht ins Ausland einkaufen gehen doch weiterhin für das gleiche Produkt 3 mal mehr bezahlen, die können sich das leisten. Aber jene die Einkaufstouristen verurteilen, sollten mal besser darüber Nachdenken was sie eigentlich damit sagen wollen, und was der Sinn dabei ist!

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