Einwohner von Schwanden GL leiden unter Ungewissheit
Noch immer wissen die Einwohner von Schwanden GL nicht, wann sie in ihre Häuser zurückkönnen. Die mentale Belastung ist gross, erzählt eine Betroffene.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Folgen des Hangrutsches in Schwanden GL sind im Dorf immer noch spürbar.
- Zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner wissen nicht, wann sie in die Häuser zurückkönnen.
- Für Jessica ist die emotionale Belastung hoch: «Für uns hängt das Leben an diesem Berg».
Noch immer können zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner von Schwanden GL nicht zurück in ihre Häuser. Die Gemeinde prüft zwar eine Rückkehr in die weniger stark gefährdeten Bereiche, aber vieles ist noch offen.
Diese Ungewissheit sorgt bei den Betroffenen für viel Stress. So etwa auch bei Jessica, die Nau.ch bei einem kurzen Besuch in ihrer Wohnung in der grünen Zone trifft.
«Es tut schon weh. Es ist trotzdem mein Zuhause», sagt sie beim Anblick der Gebäude neben der Sperrzone.
In der Ferienwohnung, in der sie jetzt untergebracht ist, hat sie noch nichts ausgepackt. Unter Tränen sagt sie: «Ich will nichts in die Schubladen einräumen. Das ist nicht mein Daheim.»
Hoffnung auf Rückkehr bleibt
Sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann in ihre Wohnung zurückgehen zu können. Aber «es zeichnet sich ab, dass es noch Monate dauert», sagt Jessica.
Heute hat sie deshalb im Rahmen des von der Gemeinde erlaubten Zeitfensters verderbliche Lebensmittel aus ihrem zu Hause geholt. «Man möchte ja nicht bei der Rückkehr einen Zoo vorfinden, mit allem, was so kreucht und fleucht».
«Wir hatten schon drei Teilzutritte – das Wichtigste und Nötigste konnte ich bereits rausholen», erzählt sie weiter. «Aber wir wohnen seit über 10 Jahren hier und es hat sich viel angesammelt.» Ein grosser Teil ihres Besitzes befände sich nach wie vor in der Wohnung.
Denn: Die Zutritte sind jeweils kurz und Jessica muss die 300 Meter zum Haus zu Fuss zurücklegen. Grösseres abzutransportieren wäre so unmöglich. Und, wohin mit den Sachen? «Ich kann doch nicht mit über 40 Jahren meinen Hausrat bei meinen Eltern einlagern», so Jessica.
Lagermöglichkeiten für Hausrat fehlen
Immerhin: Sie habe glücklicherweise seit der Corona-Pandemie einen Hobbyraum gemietet und kann ihren Besitz dort unterbringen. Aber sie macht sich Sorgen um andere, die immer noch in einem Hotelzimmer wohnen und keine Lagermöglichkeiten haben.
«Ich hoffe, die Gemeinde wird für den Winter eine Lösung finden», meint sie. «Was nützt das sonst, wenn man die Sachen rausgeholt hat und sie trotzdem kaputtgehen?»
Der Gedanke an die Zukunft ist schwierig. «Für uns hängt das Leben an diesem Berg», erklärt Jessica.
Versicherungs-Frust
Umso frustrierender: Sie hat das Gefühl, dass das gerade den Versicherungen nicht bewusst ist. «Da zahlt man jahrelang ein, und wenn man mal etwas hätte, passiert einfach nichts. Man wird teilweise fast ausgelacht am Telefon, wenn man mit jemandem spricht – einfach gar keine Empathie», kritisiert sie.
«Man muss schauen, dass man nicht verzweifelt oder zu wütend wird. Im Moment kann niemand etwas machen, aber es ist schwer, wenn man jeden Tag zwei Mal daran vorbeifährt.»