Schwanden GL: Da leben evakuierte Einwohner jetzt
97 Anwohner in Schwanden GL müssen evakuiert werden – eine riesige Schlamm-Lawine verschüttete das Dorf. Für alle wurde eine Unterkunft gefunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein evakuierter Einwohner von Schwanden GL beschreibt den Moment des Erdrutschs.
- Joel schildert, dass es das Nachbarshaus gegenüber regelrecht «verjagt» hatte.
- Nun erklärt die Gemeinde, wie es für die Geschädigten weitergeht.
Nach dem heftigen Regen kam es am frühen Dienstagabend in Schwanden GL zu mehreren Erdrutschen. Dabei wurden 38 Gebäude zerstört oder stark beschädigt. Verletzt wurde glücklicherweise niemand – 97 Personen mussten aber evakuiert werden.
Zu diesen Evakuierten gehört auch Joel Thoma. Wann er wieder nach Hause gehen kann, wisse er nicht, sagt er zu «SRF Schweiz Aktuell».
Derzeit sei er bei den Schwiegereltern untergebracht. «Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Wir müssen jetzt halt einfach Geduld haben, das wird sich schon regeln.»
Gegenüber Nau.ch sagt Richard Schmidt von der Kapo Glarus am Donnerstag: «Für alle Betroffenen konnte eine Unterkunft organisiert werden.» Einige hätten wie Joel private Lösungen gefunden, andere «über touristische Infrastrukturen oder über gemeindeeigene Ressourcen». Also etwa Hotels.
Das genaue Schadensausmass könne noch immer nicht definiert werden. Baustatiker müssten nun die betroffenen Gebäude prüfen. «Die Zahl der betroffenen Liegenschaften kann sich noch erhöhen», so Schmidt.
Die Lage bleibt laut den Behörden angespannt. Es wird nämlich damit gerechnet, dass noch mehr Gestein den Hang herunterkommt. Ein grosser Teil der Ortschaft ist Sperrzone, diese wurde am Mittwoch nochmals erweitert. Weitere Evakuierungen könnten von Nöten werden.
«Hey, hier oben fallen die Bäume um!»
Wie schnell die Bewohner reagieren mussten, zeigt das Beispiel von Joel, wie er erzählt. «Ich war noch gemütlich am Fernsehen schauen – es hatte geheissen, es sei alles normal stabil. Plötzlich hatte aber meine Nachbarin geläutet und gesagt: ‹Hey, hier oben fallen die Bäume um›. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass wir jetzt sofort rausmüssen.»
Er sei nach oben gerannt, habe sich die Katzenkiste und die Katze geschnappt, den Notfallrucksack umgeschnallt. «Zu diesem Zeitpunkt, konnte ich schon zusehen, wie es runter kam.»
Es sei dann ziemlich schnell gegangen, meint Joel. «Vom TV-Zimmer aus, konnte ich zusehen, wie es auf der anderen Seite ein Haus in den Sand reingeschoben hatte. Das vordere Haus hatte es aufgebläht und regelrecht verjagt.»
Er habe anschliessend einen Moment warten müssen, weil er nicht gewusst habe, was jetzt «dort draussen» passieren würde. «Als sich die Situation beruhigt hatte, bin ich dann so schnell als möglich nach draussen gegangen. Und habe auch geschaut, dass meine Nachbarin von der Feuerwehr mitgenommen wird.»
Joel betonte, dass er wirklich fluchtartig das Haus verlassen habe. Und nur einige wenige Kleider und ein kleines Rucksäckchen mitnehmen konnte.