Ende der Medienvielfalt in Bern: Bund und BZ teilen Redaktion
Tamedia wird 2021 die Redaktionen der beiden Berner Tageszeitungen «Der Bund» und «Berner Zeitung» zusammenführen. Kritiker sehen die Medienvielfalt in Gefahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Tamedia will «Der Bund» und die «Berner Zeitung» zu einer Redaktion zusammenführen.
- Damit wäre die Medienvielfalt in Bern mehr oder weniger Geschichte.
- Die Tamedia-Geschäftsführer betonen aber, dass weiterhin beide Titel erscheinen sollen.
Die Redaktionen von «Der Bund» und der «Berner Zeitung» werden ab Frühling 2021 zusammengeführt. Das gab die Unternehmensleitung von Tamedia am Mittwoch an einer Personalinformation bekannt.
Die beiden Co-Geschäftsführer von Tamedia, Marco Boselli und Andreas Schaffner, erläutern das Projekt auf Anfrage von Nau.ch: «Der Bund und die Berner Zeitung werden zukünftig organisatorisch enger zusammenarbeiten, um Synergien in der kantonalen und städtischen Berichterstattung zu finden.»
Beide sollen weiterhin erscheinen
Dabei werde die Ambition von Tamedia sein, weiterhin beide Titel herauszugeben. Nur die Positionierung der Tageszeitungen soll unterschiedlich ausfallen: Der Bund städtisch, die Berner Zeitung ländlich.
Als Gründe nennen die Geschäftsführer die kontinuierlich erodierenden Werbeumsätze im Print, sowie auch den Sinkflug der Umsätze aus Print-Abos. Der Verwaltungsrat von Tamedia habe das Projekt schon im August dieses Jahres gutgeheissen, so Boselli und Schaffner weiter. Der Zusammenschluss der beiden Redaktion sei Teil der Kostenreduktionsstrategie des Verlags von 70 Millionen Franken bis Ende 2022.
«Mediale Unterversorgung» auf dem Land
Kritiker sprechen von einem Verlust der Medienvielfalt für das politische Zentrum der Schweiz. Die Gewerkschaft Syndicom befürchtet zudem eine «mediale Unterversorgung» in der Region Bern. «Gerade in kleinen Gemeinden und ländlichen Regionen droht eine Berichterstattung durch unabhängige Medien wegzufallen», schreibt Syndicom.
Wie viele Stellen durch das Projekt von Tamedia gestrichen werden, ist noch unklar. Es gibt Gerüchte, wonach die Hälfte der Arbeitsplätze gestrichen werden soll. Doch laut Boselli und Schaffner ist diese Annahme übertrieben.