Epidemiologe Cerny dementiert Maskenempfehlung vom Bund
Die Maskenempfehlung auf der Website des Bundes sei falsch, meint ein Epidemiologe. Masken sollten von jedermann im öffentlichen Raum getragen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der grossen Masken-Verwirrung meldet sich ein Epidemiologe zu Wort.
- Die Aussage auf der Website des BAG sei grundlegend falsch, meint er.
- Masken sollen von allen getragen werden, um sich und andere zu schützen.
Am Donnerstag kam es zu grosser Verwirrung um die Stoff- und Hygienemasken. Laut der Nachrichtenagentur Keystone-SDA habe das Bundesamt für Gesundheit (BAG) entschieden, dass Stoffmasken neu als Standard gelten sollten. Medizinische Wegwerfmasken würden nur noch Menschen mit Atemwegserkrankungen explizit empfohlen.
Das BAG dementierte die Aussage sofort. Sprecher Grégoire Gogniat sagte zu Nau.ch: «Es handelt sich um eine Fehlinformation der SDA.»
Das BAG erliess lediglich eine zusätzliche Empfehlung. Neu wird das Tragen von Hygienemasken oder medizinischen Gesichtsmasken auch Personen mit akuten Atemwegserkrankungen empfohlen.
Trotzdem lösen die andauernden Diskussionen über die Wirksamkeit und Verwendug der Masken Verwirrung aus. Diese Woche erschien zudem ein Bericht des Bundes, der nur einen geringen Effekt der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr aufzeigt.
BAG-Aussage «stimmt ganz einfach nicht»
Der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny nervt sich darüber, dass die Behörden die Masken zu wenig ernst nehmen würden. Denn schon am 20. April habe sich die Covid-Taskforce des Bundes klar für eine generelle Anwendung der Masken ausgesprochen. Dies als «wichtiges zusätzliches Mittel zur Eindämmung der Übertragung.»
Schon damals sei klar gewesen, dass man durch das Maskentragen nicht nur andere, sondern auch sich selbst schützt. «Trotzdem finden wir auch heute auf der BAG Web-Seite immer noch den Satz: ‹Chirurgische Masken und Stoffmasken schützen bei korrekter Anwendung vor allem andere Personen vor einer Ansteckung›. Für viele heisst das dann: Man braucht die Maske nur, wenn man selbst krank ist.»
«Das stimmt ganz einfach nicht», empört sich der Epidemiologe. «Mittlerweile zeigen eine ganze Reihe von Studien, dass einen sowohl chirurgische Wegwerfmasken als auch Stoffmasken vor der Infektion schützen.»
Chirurgische Masken immer noch beste Lösung
Cerny regt nochmal dazu an, unbedingt eine Maske zu tragen. Denn diese sei vor allem in «geschlossenenen Räumen und allen Situationen, wo wir die Abstandsregeln nicht einhalten können», sehr sinnvoll.
Und sind Stoffmasken genau so effektiv wie chirurgische? «Das kommt auf die Eigenschaften der Stoffmasken an.» Hier sei es vor allen Dingen wichtig, eine einfache und transparente Zertifizierung zu haben. «Damit der Normalverbraucher schnell verstehen kann, ob die gekaufte Maske auch von guter Qualität ist.»
Da die Preise für chirurgische Masken mittlerweile gesunken sind, empfiehlt Cerny umso mehr, diese zu tragen. Oder eben zertifizierte Stoffmasken. «Von selbstgenähten Masken würde ich eher abraten.»