Daniel Koch lässt Epidemiologen Salathé und Althaus abblitzen

Daniel Koch kommt im Ruhestand nicht zur Ruhe. Epidemiologen schiessen gegen das BAG und den Mr. Corona. Dieser meint: «Kein Kommentar».

Daniel Koch BAG
Daniel Koch, Ex-Delegierter des BAG für Covid-19, während seiner letzten Medienkonferenz mit dem Bundesrat über die Situation des Coronavirus Ende Mai 2020 in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Epidemiologen Christian Althaus und Marcel Salathé schiessen gegen Daniel Koch.
  • Der Mr. Corona hätte in der ersten Phase der Pandemie nicht auf Wissenschaftler gehört.
  • «Kein Kommentar», sagt Koch nun zu den Anschuldigungen.

Kaum im Ruhestand, hagelt es erneut Kritik an Daniel Koch. Die Epidemiologen Marcel Salathé und Christian Althaus kritisieren Kochs Vorgehen und bezichtigen ihn sogar der Lüge.

Doch auch diesen medialen Riesenwirbel lässt der ehemalig Corona-Delegierte des BAG mit stoischer Ruhe über sich ergehen. «Ich wünsche keine Kommentare abzugeben», sagt er am Montag mit den Vorwürfen konfrontiert gegenüber Nau.ch.

Kritik: Wissenschaftler «auf taube Ohren gestossen»

Was ist passiert? Die «NZZ am Sonntag» berichtete über den Verlauf der Pandemie in der Schweiz. Dabei rekapituliert die Zeitung die ersten Massnahmen des Bundesrats bis zum Lockdown.

Marcel Salathé Coronavirus
Epidemiologe Marcel Salathé gehört der Coronavirus-Taskforce des Bundes an. - Keystone

Epidemiologe Marcel Salathé geht am Montag via Twitter darauf ein und entschuldigt sich, das BAG mit Nordkorea verglichen zu haben.

«Ja, der war ein Seich», gibt sich Salathé wegen des Vergleichs reuig. «Nordkorea ist ein brutales Regime. Die Ratschläge der Kollegen hingegen waren gut gemeint. Danke - und sorry, Mea culpa.»

Zu den Vorwürfen gegenüber Daniel Koch hingegen äussert er sich nicht. Diese sind heftig: Wissenschaftler seien in Bern immer wieder auf taube Ohren gestossen, heisst es.

Christian Althaus hätte sich beispielsweise schon Anfang Jahr beim Bund gemeldet und seine Hilfe angeboten. Der Epidemiologe veröffentlichte Ende Januar eine Studie, die erkenntlich machte, dass das Virus das Potential hatte, sich global auszubreiten.

Epidemiologe Christian Althaus hatte schon im Januar seine Hilfe angeboten

Althaus hätte Koch sogar persönlich angerufen, ihm eine E-Mail geschickt und ihm seine Hilfe anerboten. Der 43-Jährige wandte sich danach mit einem offenen Brief sogar an den Bundesrat. Darin soll er sich besorgt über Kochs Aussagen von der Pressekonferenz vom 24. Februar gezeigt haben.

«Herr Althaus hat nie versucht, mich zu kontaktieren, und hat nie beim BAG eine Warnung abgegeben.» Dies sagte Daniel Koch später gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Die E-Mail beweist allerdings das Gegenteil. Ausserdem hat Althaus den Brief, welchen er an den Bundesrat geschickt hatte, am 25. Februar auf Twitter veröffentlicht.

Daniel Koch griff auf altbewährtes Netzwerk zurück

Koch griff lieber auf die Meinung des Genfer Spitalinfektiologen Didier Pittet zurück. Dieser meinte Ende Februar gegenüber «Le Temps», dass es in der Schweiz wohl nur ein paar Einzelfälle geben würde.

Salathé Koch
Eiszeit zwischen Marcel Salathé (l.) und Daniel Koch. - Keystone

Schlussendlich wurde der Lockdown dann angeordnet, das Gesundheitssystem wurde entlastet. Heute ist die Zahl der Neuerkrankungen konstant niedrig. Was haben Mr. Corona und der Bundesrat denn falsch gemacht?

Für Epidemiologe Marcel Salathé ist es klar: Die Schweiz hätte die Krise sanfter bewältigen können. Eine derartige Vollbremsung durch den Lockdown wäre vermeidbar gewesen, wenn man früher reagiert hätte.

Salathé: «Wissenschaftler zu diskreditieren ist befremdend»

«Man hätte alles versuchen müssen, um die Übersicht über die Infektionsketten nicht zu verlieren», so der 45-Jährige. Ausserdem hätten die Grenze zu Italien früher geschlossen und vielmehr Test durchgeführt werden müssen.

Darf Salathé Koch so attackieren?

Daniel Koch ist auch heute noch überzeugt: «Es ist nichts eingetroffen, was Althaus gesagt hat.»

Dies bringt Salathé auf die Palme. Dieser twittert am Sonntag nämlich folgendes: «Dass in der Schweiz ehemalige Behördenvertreter über die Medien versuchen, Wissenschaftler zu diskreditieren, ist befremdend. Ich erwarte, dass diese Vorkommnisse von der GPK gründlich aufgearbeitet werden.»

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