eSports-Rekrut: «Ich mache das Beste aus meinem Dienst»

Elia Del Favero
Elia Del Favero

Frauenfeld,

In einer Kaserne in Frauenfeld wird eSports trainiert – und das bewilligt. Der betroffene Rekrut Zogjani erklärt gegenüber Nau.ch, wie es dazu kam.

Arber Zogjani (r) dient derzeit in Frauenfeld. - Keystone/zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Rekrut Zogjani darf während der RS mit seinem eSports-Team trainieren.
  • Dafür hat der League-of-Legends-Spieler einen Raum in einer Kaserne erhalten.
  • Die militärische Ausbildung hat auf den eSports positive Auswirkungen.

Arber «KASTRAVEC» Zogjani spielt für das Team «Flayn eSports» League of Legends. Doch der semiprofessionelle eSportler weilt derzeit in Frauenfeld – in einer Kaserne. Rekrut Zogjani darf dank eines bewilligten Gesuchs während der Rekrutenschule trainieren.

Im Interview erklärt Zogjani gegenüber Nau.ch, wie es dazu kam und wieso der Militärdienst ihn zum besseren Game-Athleten macht.

Nau.ch: Was war die Motivation, das Gesuch einzureichen?
Rekrut Zogjani: Vor meiner RS habe ich mich über Alternativen wie den Zivildienst informiert, um eSports weiter ausüben zu können. Ich bin dann trotzdem eingerückt und habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen.

eSports
Arber Zogjani überlegte sich auch den Zivieldienst. - zVg

Mit dem Coach unseres eSports-Team habe ich ein Konzept ausgearbeitet, welches aber zu lange für einen «Sechseinhalber» (entspricht einem militärischen Gesuch) war. Deshalb habe ich um eine Präsentation gebeten.

Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe für die Bewilligung für das Gesuch?
Die Bewilligung beruht aus meiner Sicht auf einigen Kompromissen. Dazu gehört auch die Aufopferung des Ausgangs, während welchem ich trainiere.

Wäre das Gesuch bei anderen Truppen ebenfalls bewilligt worden?
Das weiss ich nicht. Ich habe das Glück, in der Informatiktruppe zu dienen, in welcher sich einige Game- und eSports-affine Personen im Kader finden. Bei der Infanterie hätte es eventuell anders ausgesehen, aber das kann ich nicht sagen. Vor der Bewilligung mussten aber zuerst einige offenen Fragen geklärt werden. Beispielsweise: Wo wird trainiert?

Das Training findet in der Kaserne statt.
Ja, genau. Glücklicherweise ist eSports standortunabhängig. Ich habe einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen. Es gibt jedoch auch ein kleines Problem: Für den Internetzugang verwende ich das Tethering meines Handys, das sorgt für eine etwas schlechtere Verbindung.

Ansonsten ist das Training gleich effektiv wie zu Hause?
Ich würde sogar sagen, dass das Training noch effektiver ist. Dank der erhöhten körperlichen Betätigung habe ich einen besseren Ausgleich und dadurch mehr Konzentration. Da ich meinen eigenen Laptop und Bildschirm mitgenommen habe, gibt es auch bei der Ausrüstung kein Problem.

Gibts statt zu trainieren auch Mal ein Bier mit den Kollegen?
Ich kann frei darüber entscheiden, ob ich in den regulären Ausgang gehen oder nicht. Oft steht aber das Training im Fokus.

Wie reagierten Mit-Rekruten und Vorgesetzte?
Bei den Mit-Rekruten kommt es gut an. Beim Kader ist das etwas komplizierter. Ab und zu laufen Personen an meinem Trainings-Raum vorbei und wundern sich, ob ich das darf oder nicht. Aber ansonsten ist es kein Problem.

Haben Sie andere eSportler während der RS getroffen?
Ja! Sogar mehrere Offiziere. Einige kannte ich sogar schon vor meinem Dienst. Ein anderer sehr talentierter eSportler – den ich persönlich kenne – dient aktuell an einem anderen Ort.

Die Spieltage der Swisscom Hero League sind dienstags, Ausgang ist dann nicht.
Ob ich spielen kann oder nicht, steht noch im Raum. Im schlimmsten Fall werde ich vorerst als Ersatzspieler gelistet. Eventuell gibt es die Möglichkeit, den Spieltag jeweils zu verschieben, dann wäre ein Stream (Übertragung) aber nicht mehr möglich.

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