Das Tötungsdelikt von Basel wirft weiterhin Fragen auf. Ein Experte sagt nun, dass Straftäter grundsätzlich zu häufig in die Psychiatrie gesteckt werden.
UPK Basel
Sie steht wegen des aktuellen Tötungsdelikts besonders im Fokus: Die UPK in Basel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aufarbeitung des Tötungsdelikts von Basel läuft weiter.
  • Laut einem Psychiater erhalten zu viele Straftäter Therapie statt Gefängnis.
  • Kriminalität werde oft als psychiatrisches Problem betrachtet – was nicht immer zutreffe.
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Am vergangenen Donnerstag ereignete sich in Basel ein Tötungsdelikt. Eine 75-jährige Frau wurde umgebracht. Beim mutmasslichen Täter soll es sich um einen 32-jährigen Mann handeln, der bereits zuvor getötet hat.

Er sass nach seiner ersten Tat demnach in den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK). Zum Zeitpunkt des neusten Verbrechens sei er auf einem Freigang gewesen, hiess es.

Auch Therapieunfähige erhalten Klinik-Platz

Die Behörden nahmen am Montag an einer Medienkonferenz Stellung zum Fall. UPK-Chef Michael Rolaz sagte unter anderem, dass Freigänge gesetzlich vorgeschrieben und für die Behandlung wichtig seien.

Auch Kriminologe Dirk Baier sagte gegenüber Nau.ch, dass man die Freigänge jetzt nicht pauschal infrage stellen sollte.

Basel
Der mutmassliche Täter von Basel.
Michael Rolaz
Er befand sich zum Zeitpunkt der Tat auf einem Psychiatrie-Freigang. Laut UPK-CEO Michael Rolaz sind solche Ausgänge Pflicht.
Gefängnis
Laut dem Experten Josef Sachs kommen Straftäter zu häufig in die Klinik statt ins Gefängnis.

Ein weiterer Aspekt, der nun thematisiert wird, ist die Frage der Einteilung von Straftätern. Denn wie der Radiosender «SRF 3» berichtet, landen laut Fachleuten zu viele Täter in der Psychiatrie statt im Gefängnis.

Der forensische Psychiater Josef Sachs sagt: «Meine Erfahrung ist die, dass viele Leute eine Massnahme erhalten, die nicht oder nur sehr eingeschränkt therapiefähig sind.» Zudem würden viele im Massnahmenvollzug bleiben, auch wenn sie schlecht auf die Therapie ansprechen.

Experte: Gerichte und Gutachter entscheiden «häufig falsch»

Für die Entscheidungen, wer eine Therapie erhält und ob diese fortgesetzt wird, sind verschiedene Stellen zuständig: Externe Fachkommissionen, Gerichte und Gutachter reden mit.

Braucht es in der Schweiz härtere Regeln im Umgang mit Straftätern?

Sachs sagt dazu: «Es sind sowohl die Gerichte als auch die Gutachter, die häufig falsch entscheiden.» Es bestehe «die Tendenz, dass Kriminalität generell als ein psychiatrisches Problem angeschaut wird». Laut Sachs kann das in bestimmten Fällen sein, aber es sei nicht immer so.

Viele Straftäter landen also in der Klinik, obwohl sie eher eine Freiheitsstrafe im Gefängnis absitzen sollten. Sachs sieht deswegen Handlungsbedarf. Auch wenn es in der Schweiz vergleichsweise selten Tötungsdelikte wie in Basel gebe, betont der Experte.

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