Experten: Normal-Bevölkerung braucht keinen Booster gegen Corona
Die Booster-Impfung gegen Corona steht kurz vor der Zulassung. Der Impfchef und der oberste Kantonsarzt wollen sie aber nur wenigen Leuten verabreichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Impf-Experten sehen für die normale Bevölkerung keinen Anlass für die Booster-Impfung.
- Der Präsident der Impfkommission glaubt aber, dass er bei Alten helfen kann.
- Für den obersten Kantonsarzt ist Alter allein noch kein Grund für die Auffrischung.
Der Ruf nach der Zulassung der dritten Impfung gegen das Virus ist in den vergangenen Tagen lauter geworden. Gründe dafür sind die Impfdurchbrüche und der vermutlich nachlassenden Schutz von Betagten. Lange wird es wohl auch nicht mehr dauern. Wie Claus Bolte, Zulassungsleiter bei Swissmedic, gegenüber «10vor10» sagte, könne die Booster-Impfung noch im Oktober die Zulassung erhalten.
Allerdings scheint diese dritte Impfung nicht für alle nötig zu sein. «Die normale Bevölkerung braucht dieses Jahr sicher keinen Booster», sagte Christoph Berger im Interview mit «Blick». Es gebe keine Hinweise, dass der Schutz der mRNA-Impfung bei dieser Gruppe nachlasse, so der Präsident der Eidgenössischen Impfkommission (Ekif).
Anders sieht es bei den über 80-Jährigen aus. Daten aus England zeigten die Tendenz, dass der Schutz der Impfung bei ihnen leicht abnehmen könnte. Booster-Impfungen würden zwar den «wahrscheinlich leicht nachlassenden» Schutz bei ihnen ungefähr 85 auf 95 Prozent erhöhen. Es sei aber unklar, wie lange der gesteigerte Schutz anhalte, sagte Berger.
Oberster Kantonsarzt: Alter allein ist noch kein Grund für Booster gegen Corona
Offiziell erlaubt ist derzeit eine dritte Impfung bei immungeschwächten Personen, die nach zwei Impfdosen keinen genügenden Schutz aufbauen konnten. Dabei handle es sich um einen Teil der Grundimmunisierung und nicht um eine Booster-Impfung, erklärte Rudolf Hauri.
Dennoch sähe er hier zum Beispiel für Hochbetagte einen Spielraum, sagte der oberste Kantonsarzt im Interview mit dem «Tagesanzeiger». Allerdings reiche ein hohes Alter alleine nicht aus. Es brauche den Nachweis, dass der Impfschutz nach zwei Dosen ungenügend sei.
Die Impfkommission hat offenbar Wege gesucht, um bei der dritten schneller vorwärts zu machen. So habe es das Szenario gegeben, die Impf-Empfehlungen ohne die Zulassung von Swissmedic anzupassen, sagte Berger. Die Kommission habe sich dann aber entschieden, auf Swissmedic zu warten.
Sobald Swissmedic die Zulassung erteilt hat, dauert es gemäss Berger ungefähr zwei Wochen, bis die Ekif die Empfehlung angepasst hat. Die meisten Kantone wiederum wären sofort bereit, mit dem Verabreichen der dritten Impfungen zu beginnen, sagte Hauri.