Expertinnen fordern mehr Ressourcen für volle Frauenhäuser
Weil sie voll sind, fordern Expertinnen mehr Ressourcen für Frauenhäuser. Die Nachfrage erklären sie auch mit der angespannten gesamtgesellschaftlichen Lage.
Das Wichtigste in Kürze
- Expertinnen fordern mehr Ressourcen für die vollen Frauenhäuser in der Schweiz.
- In der Schweiz gebe es kaum Studien über häusliche Gewalt.
- Die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt sei sehr hoch.
Viele der 23 Frauenhäuser in der Schweiz und in Liechtenstein sind voll. Zwei Expertinnen fordern mehr Ressourcen – und mehr Forschung: «In der Schweiz gibt es kaum Studien im Bereich der häuslichen Gewalt», sagte Marlies Haller gegenüber «SonntagsBlick».
Haller kann über die Gründe für die grosse Nachfrage nach Plätzen in Frauenhäusern nur spekulieren. «Faktoren, die dazu beitragen, sind wahrscheinlich die Diskussionen über die Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die verschiedenen Frauenbewegungen», mutmasste die Geschäftsführerin der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern im Interview. Diese hätten wohl sensibilisiert.
«Eine weitere Vermutung ist, dass die aktuelle gesamtgesellschaftliche Situation mit der Teuerung Stress erzeugt», fügte Anna Tanner, Fachberaterin im Frauenhaus Bern, an. «Und stressige Situationen führen oft auch zu mehr Druck und Gewalt zu Hause.» Frauenhäuser bildeten generell aber nur die Spitze des Eisbergs ab. Die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt sei hoch, hiess es im Interview.
Trotz der angespannten Situation in den Frauenhäusern appellieren die Expertinnen an Betroffene, sich zu melden. «Es gibt keine Abweisungen bei Frauenhäusern», versicherte Haller.