Fall von Vergewaltiger an Elsässerstrasse: Grosse Proteste in Basel
Der Fall vom Vergewaltiger an der Elsässerstrasse sorgt für Proteste in Basel. Gegen die Strafminderung gehen hunderte Menschen auf die Strasse.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Appellationsgericht Basel minderte das Strafmass eines Vergewaltigers.
- Vor allem die Aussagen der Gerichtspräsidentin dazu sorgten für Empörung.
- Am Sonntag demonstrierten rund 500 Personen vor dem Gerichtsgebäude.
Das Appellationsgericht Basel reduzierte am Wochenende das erstinstanzliche Strafmass für einen 33-jährigen Vergewaltiger. Der Mann hatte im Winter 2020 an der Elsässerstrasse in Basel eine Frau vergewaltigt.
Das Urteil stösst auf Unverständnis. Vor allem die Aussagen, das Opfer habe die «Signale ausgesendet» und «mit dem Feuer gespielt» sorgen für Empörung.
Am Sonntagnachmittag haben rund 500 Menschen vor dem das Urteil Basler Appellationsgericht demonstriert. An der Kundgebung wurden vor allem Aussagen der vorsitzenden Gerichtspräsidentin kritisiert. Sie soll dem Vergewaltigungsopfer eine gewisse Mitschuld attestiert haben.
An der Kundgebung wurden verschiedene Reden gehalten. Auch die Organisatorin, Nihal Madad, meldete sich mit einem Brief an das Opfer zu Wort. «Ich will, dass du weisst, dass jeder, der heute hier ist, für dich da ist. Denn du könntest jede einzelne von uns sein.»
«Als ich das Gerichtsurteil sah, drehte sich mir der Magen um. Als ich deine Geschichte las, weinte ich.» Madad kritisiert, dass die Frau eine Ungerechtigkeit gerade durch diejenigen erfahren musste, die ihr zu ihrem Recht verhelfen sollten.
Auch der «Feministische Streik Basel» ist an der Protestkundgebung präsent. «Wir schliessen uns der Forderungen von Agota Lavoyer an», so die Mediensprecherin in einer Ansprache an die Demonstranten.
Lavoyer, Leiterin der Opferhilfe des Kantons Solothurn, fordert obligatorische Schulungen für Richter über psychosoziale und gesellschaftspolitische Aspekte sexualisierter Gewalt.
Polizist sorgt mit Kommentar während Schweigeminuten für Empörung
Die Vergewaltigung hat elf Minuten gedauert, diese Zahl war an der Protestkundgebung allgegenwärtig. Unter anderem wurden elf Schweigeminuten gehalten. Viele vor Ort weinten während dieser emotionalen Gedenkzeit.
Während der Schweigeminuten machte ein Polizist einen Kommentar, der die umstehenden Demonstranten wütend machte.
Ein Polizist der Polizei Basel-Stadt @jsdBS während der Schweigeminuten zu einer Frau "Ich habe noch nie soviele Frauen so lange schweigen sehen" #BS0808 #Polizeiproblem pic.twitter.com/MOSLYI719G
— element (@__investigate__) August 8, 2021
«Ich habe noch nie so viele Frauen so lange schweigen sehen», soll der Polizist zu einer Frau gesagt haben. So schilderten es mehrere Demonstranten dem Nau-Reporter vor Ort.
Die Kundgebung endete schliesslich mit einem Umzug durch die Stadt.
#BS0808 Demozug gegen das Skandalurteil von Basel hat sich in Bewegung gesetzt. pic.twitter.com/AtfQrzL7TH
— element (@__investigate__) August 8, 2021
Urteil noch nicht rechtskräftig
Das Urteil hatte schweizweit Diskussionen ausgelöst. Am Donnerstag hatte das Gericht Stellung zu dem Urteil genommen. Offenbar seien zahlreiche Missverständnisse entstanden, teilte das Appellationsgericht mit.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Basler Staatsanwaltschaft und das Opfer wollen das schriftliche Urteil abwarten. Dann wird entschieden, ob sie den Fall vors Bundesgericht weiterziehen.