Aperol Spritz gilt aufgrund seines süsslichen Geschmacks als «Frauengetränk». Der Drink ist aber auch bei Männern sehr beliebt – was zu Spott führen kann.
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Heutzutage trinken auch viele Männer gerne Aperol Spritz. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Was süsslich ist, ist nicht männlich – das ist ein altes Stereotyp.
  • Immer mehr Männer lassen jedoch solche «angestaubten Männerstereotype» zurück.
  • Heute sehen Bars beim Aperol-Konsum keine grossen Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
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Sommer, Sonne, ein erfrischendes Getränk – und schon ist der Feierabend perfekt. Sehr beliebt ist dabei Aperol Spritz. Der Drink aus Rhabarber, Bitterorange und Kräutern, gemischt mit Prosecco ist mittlerweile aus keiner Bar mehr wegzudenken.

Mit etwa acht bis elf Prozent hat er etwas mehr Alkoholgehalt als Bier. Und somit deutlich weniger als andere Cocktails. Aperol ist also eigentlich eine gute Alternative für Biertrinkerinnen und -trinker. Doch oft wird er als «Frauengetränk» wahrgenommen.

Männlichkeitsdemonstration durch Getränkewahl

«Früher galt alles, was süsslich ist, als ‹Frauengetränk›», erklärt Thomas Neumeyer vom Dachverband der progressiven Männer- und Väterorganisationen. «Das hat mit angestaubten Männerstereotypen zu tun. Wenn ein echter Kerl hart, stark und kantig ist, dann muss auch sein Getränk stark und bitter sein.»

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«Aperol Spritz ist vom Modedrink zum Alltagsgetränk geworden», sagt Thomas Neumeyer von Männer.ch.
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Auch viele Männer trinken gerne Aperol – es gilt aber bei einigen als «Frauengetränk».
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Viele Männer haben es schon erlebt, dass man sich deswegen über sie lustig machte.
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Aber heutzutage sei die Gesellschaft entspannter, meint Neumeyer.
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Schweizer Bars berichten von reinen Männergruppen, in denen fast ausschliesslich Aperol getrunken wird.

Die Männlichkeit in der Getränkewahl zu demonstrieren, sei ein altbekanntes Phänomen – «obwohl es etwas lächerlich ist». Derselbe Mechanismus wirke auch bei der Wahl von Kleidern, Duschgel oder Sportarten. Neumeyer hält fest: «Wer anfängt, sich nicht mehr darum zu kümmern, ob etwas genug ‹männlich› ist, hat plötzlich eine viel grössere Auswahl.»

Bars berichten: Viele Männer bestellen Aperol

Heute greifen immer mehr Männer zum Aperol Spritz. Das bestätigt Dominic Kummer, Mitinhaber des Unternehmens Mosaik Events, welches in Bern zahlreiche Bars, darunter das Sommer-Pop-Up «Peter Flamingo», betreibt.

Aperol werde von Männern «auch mit Kollegen getrunken». Also nicht nur in Begleitung von Frauen. «Bier ist immer noch Nummer eins, aber der Aperol kommt gleich dahinter», sagt Kummer.

Roman Fankhauser, Geschäftsführer der «Sandoase» in Basel, beobachtet ebenfalls, dass Aperol bei Männern beliebt ist. «In der Oase bestellen sehr viele Männer Aperol», sagt er. Auch in vielen reinen Männergruppen werde «nahezu ausschliesslich Aperol Spritz getrunken».

Ihm sei kein offensichtlicher geschlechtsspezifischer Unterschied besonders aufgefallen. «Wenn, dann eher bei Hugo», fügt er hinzu.

«Frauengetränk»-Spott haben wohl «die meisten Männer schon erlebt»

Aber wie ist das, wenn Männer ein Getränk bestellen, das als «Frauengetränk» gilt? Machen sie sich zur Zielscheibe von blöden Kommentaren?

«Ich denke, das haben die meisten Männer schon irgendwann einmal erlebt. Ich jedenfalls schon», sagt Neumeyer dazu.

Das sei aber schon 15 Jahre her – heute sei man entspannter. «Ich glaube, mittlerweile wirkt es eher schräg, sich wegen der Wahl eines Drinks über jemanden lustig zu machen.»

Findest du es schlimm, wenn ein Mann Aperol Spritz trinkt?

Aber: Das gelte nicht für alle Bereiche. «Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass man in einer Männerrunde auch einen Abend lang gar keinen Alkohol trinken kann. Ohne einen Spruch zu hören.»

Er hält fest: Es gebe bestimmt weiterhin Männerrunden, in denen aus Prinzip nur Bier getrunken werde. «Aber ich glaube, der Trend geht dahin, dass man einfach das bestellt, worauf man Lust hat, unabhängig von der Begleitung. Und das ist gut so.»

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