Swiss verdient an Sitzplatzreservation & Co. gutes Geld
Die Fluggesellschaft Swiss verlangt für einst gewöhnliche und inbegriffene Dienstleistungen immer öfters Zusatzkosten – und verdient damit gutes Geld.
Das Wichtigste in Kürze
- Swiss verlangt für einst herkömmliche Dienstleistungen immer öfters Zusatzkosten.
- In der günstigsten Buchungsklasse Economy Light zahlt man für den Wunschsitzplatz.
- Damit versucht die Swiss, wettbewerbsfähig zu bleiben, verdient aber auch Geld.
Was sich bei Billigairlines längst etabliert hat, hält allmählich auch bei hochklassigen Fluggesellschaften wie der Fluggesellschaft Swiss, Emirates und Co. Einzug. Die Rede ist von dem sogenannten «Unbundling»-Konzept.
Das bedeutet: Die Airlines bieten in ihren Flugtickets der günstigsten Kategorie nur noch den Transport an. Für Sitzplatzreservierungen, Gepäck oder Getränke wiederum verlangen sie Extrakosten.
Der Gedanke dahinter? Es ist ein Versuch, wettbewerbsfähig zu bleiben, sagt Adrian Müller, Aviatik-Experte an der Universität St.Gallen zu Nau.ch.
Denn gerade für hochklassige Fluggesellschaften sei es wichtig, in Meta-Suchmaschinen wie Kayak oder Skyscanner gefunden zu werden. Und dafür seien günstige Tarife unerlässlich.
«Ausserdem», so Müller, «sehen Kunden durchaus einen Mehrwert in käuflich zu erwerbenden Zusatzleistungen.» Die Bereitschaft, draufzuzahlen, sei da.
Das bekam auch Nau.ch-Leserin Elisabeth L.* kürzlich zu spüren. Sie flog in der Kategorie Economy Light. Und beobachtete, wie bei ihrem Swiss-Flug von Zürich nach Hamburg allen Passagieren die Handgepäckstücke einzeln gewogen wurden.
Was zu schwer war, kostete die Passagiere 60 bis 90 Franken extra. Ein Handgepäckstück darf immer maximal acht Kilogramm schwer sein. Auf Anfrage von Nau.ch betonte die Swiss allerdings, das sei nichts Neues. Zudem würden die Handgepäckstücke nur stichprobenartig und bei konkreten Verdachten kontrolliert.
Weil sie als Economy-Light-Passagierin auch noch für ihren ausgewählten Sitzplatz obendrauf zahlen sollte, nervte sich Elisabeth L.* «Das ist doch reine Geldmacherei, da fühlt man sich wie bei einer Billigairline.»
Fluggesellschaft Swiss verdient an Extrakosten gut
Experte Müller erklärt, bisher haben Fluggesellschaften das «Unbundling»-Konzept nur in der Economy Class praktiziert. Und meist auch nur auf Kurzstreckenflügen. «Dies erforderte Umstrukturierungen, Effizienz- und Produktivitätssteigerungen», erklärt der Aviatik-Experte.
Lohnenswert scheint dieser Mehraufwand jedoch allemal. So hält Müller fest: «Der Betriebsgewinn der Swiss von über 450 Millionen im letzten Jahr zeigt, dass das Geschäftsmodell nicht so falsch sein kann.»