Flughafen Zürich: Koffer-Berge liegen herum
Kofferchaos am Flughafen Zürich: Ein Passagier findet Berge von Gepäck, auf das die Besitzer teilweise seit zehn Tagen warten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Passagier findet am Flughafen Zürich Berge von Koffern vor.
- Teilweise sind die Etiketten auf den Koffern zehn Tage alt.
- Dabei handelt es sich um Koffer, die aus dem Ausland nachgesendet werden müssen.
Als Simon K.* am Sonntag am Flughafen Zürich ankommt, staunt er nicht schlecht. «Es war erschreckend», sagt er zu Nau.ch.
Denn: In Kloten wird er empfangen von reihenweise Koffern. «Es war der Wahnsinn, teilweise waren die Etiketten der Koffer auf den 7. September datiert.» Also zehn Tage, bevor er selbst in Zürich landete.
Was steckt dahinter? Die Koffer werden aus dem Ausland nachgesendet und stapeln sich in der Empfangshalle, erklärt Nathalie Berchtold vom Bodenabfertiger Swissport. 50 Gepäckwagen voller Koffer müssen den Passagieren vom Flughafen Zürich aus noch ausgeliefert werden.
Passagiere können beim Umsteigen Koffer nicht mitnehmen
Sie erklärt: «Die Ursachen liegen mehrheitlich bei den kurzen Umsteigezeiten an Transitflughäfen, Verspätungen und Kapazitätseinschränkungen im Luftverkehr.»
Hinzu kommen Infrastruktur- oder Personalengpässe an den Abgangsflughäfen im Ausland. «Diese haben zur Folge, dass teilweise ganze Flüge ohne oder mit falschem in Zürich Gepäck ankommen.»
«Es ist üblich, dass mit dem Rückreiseverkehr aus den Sommerferien auch die Zahl der nachgesendeten Gepäckstücke steigt. Allerdings stellen wir fest, dass im Vergleich zu vor Corona etwa ein Drittel mehr Gepäckunregelmässigkeiten auftreten.»
«So schlimm» war Personalmangel «noch nie»
Die Koffer, die der Leser in der Empfangshalle vorgefunden hat, werden also nachgesendet. Doch die Flugbranche hat auch mit anderen Koffer-Problemen zu kämpfen: Im Jahr 2023 sind laut der «Luzerner Zeitung» vom Flughafen Zürich bisher 15 Flugzeuge ohne Gepäck abgehoben. Einige auch mit dem falschen.
Hintergrund: Laut der Gewerkschaft VPOD «herrscht an den Flughäfen akuter Personalmangel.» Generell habe die gesamte Flugbranche seit Corona schwer mit Personalengpässen zu kämpfen. Hinzu kommen bald auch noch die Herbstferien.
«So schlimm war es noch nie», lässt die Gewerkschaft verlauten. Die Arbeitsbedingungen seien extrem stressig und man komme bei der Gepäckbearbeitung kaum hinterher. Teilweise werden Flieger laut der VPOD nicht fertig geladen. «Es ist ein Teufelskreislauf»
Swissport rekrutiert im Ausland für Flughafen Zürich
Um dem entgegenzuwirken, setzt Swissport-Chef Warwick Brady auf Unterstützung von Fachkräften aus dem Ausland. Unter anderem auch aus Zypern.
Philipp Hadorn, Präsident der Bodenpersonalgewerkschaft SEV-Gata sieht das kritisch. Die Unterstützung von Mitarbeitenden aus dem Ausland dürfe keinesfalls zu Lohndumping führen.
«Soweit dürfte es gar nicht kommen», so Hadorn. «Dass dies nötig ist, zeigt, dass Swissport die Attraktivität der Arbeitsbedingungen und die Löhne nach wie vor verbessern muss.»
*Name der Redaktion bekannt