Frauen ärgern sich über «bitte Lächeln»-Spruch im Ausgang

«Hey, wenn du mal lächeln würdest, wärst du so eine hübsche Frau!» Im Ausgang noch immer ein beliebter Anmachspruch – zum Ärger vieler Frauen.

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Fast alle befragten Frauen sind schon einmal belästigt worden. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Frauen werden im Ausgang immer wieder belästigt.
  • In einer Nau.ch-Umfrage erzählen Zürcherinnen von ihren Erfahrungen.
  • Eine Aktivistin sagt, warum ein beliebter Spruch daneben ist.

Ärger im Ausgang: Auch Jahre nach der «Me too»-Debatte sehen sich Frauen in der Öffentlichkeit Hinterher-Gepfeife und sexistischen Sprüchen ausgesetzt.

Mit einer Ausnahme haben alle jungen Frauen, die Nau.ch in einer Strassenumfrage in Zürich angesprochen hat, schon solche Erfahrungen gemacht.

Und die, die selbst bisher nicht betroffen war, kennt dafür Geschichten von Kolleginnen.

Ein Klassiker ist der «bitte Lächeln»-Spruch. «Den haben eine Kollegin und ich uns neulich wieder anhören müssen», ärgert sich Nau.ch-Leserin Sarah Dubois* (27).

«Wenn du mal lächeln würdest, wärst du so eine hübsche Frau»

Konkret: «Als wir an einem Samstagabend am Bahnhof warteten, kam ein Typ Anfang vierzig zu uns und sagte zu meiner Kollegin: ‹Hey, wenn du mal lächeln würdest, wärst du so eine hübsche Frau!›»

Eine Aussage, die Dubois «nicht mehr hören kann», wie sie sagt.

«Ich weiss noch, wie mir das mal einer vor zehn Jahren gesagt hat. Schon damals fand ich das ewiggestrig und frech!»

Sarah Dubois ist nicht die einzige, die sich über den Spruch ärgert. Auch die Zürcherin Hanna kennt ihn. «Das ist etwas, das mir die Lust, zu lächeln, noch mehr nimmt!», sagt sie im Video-Interview zu Nau.ch.

«Frauen sind nicht dazu da, um Männern zu gefallen»

Lächeln – ist doch etwas Schönes. Warum sorgt die Aussage für so viel Ärger?

Anna-Béatrice Schmaltz ist Expertin für Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Gleichstellung bei der feministischen Friedensorganisation Frieda.

Ärgert dich der «bitte Lächeln»-Spruch?

Sie erklärt gegenüber Nau.ch: «Der Spruch impliziert, dass Frauen dazu da sind, um Männern zu gefallen und ihnen ein gutes Gefühl zu geben.»

Das sei eine Objektifizierung – die Frau wird also mehr als Deko-Objekt wahrgenommen, statt als ebenbürtiger Mensch.

Schmaltz
«Frauen sind nicht da, um Männern zu gefallen», sagt Feministin Anna-Béatrice Schmaltz. - keystone

Zudem werde Frauen so signalisiert, dass es ihre Aufgabe sei, Männern gefallen zu müssen. «Es impliziert, dass Frauen nicht für sich selbst entscheiden können, wie sie sich zeigen.»

Das sei ein sexistisches Rollenbild. «Frauen sind nicht da, um Männern zu gefallen.»

Frauen klagen über Pfeifen und Outfit-Sprüche

Doch bei dem einen Spruch bleibt es nicht. Die Zürcher Passantinnen berichten von weiteren unangenehmen Erfahrungen mit Männern im Ausgang.

Doreen listet auf: «Dass einem nachgepfiffen wird oder dass Sprüche kommen wegen des Outfits.» Das komme so oft vor, «dass es schon normal ist, was recht schade ist».

Dass solche Sprüche und Belästigungen im Ausgang weniger oft vorkommen, beobachten die meisten der befragten Frauen nicht.

Anna-Béatrice Schmaltz bestätigt dies und ergänzt: «Es gibt jedoch auch eine grössere Sensibilisierung als vor 20 Jahren, dass Frauen nicht dazu da sind, Männern zu gefallen.»

Gleichzeitig gebe es jedoch auch eine Gegenbewegung, die sexistische Rollenbilder zementiere. «Solche Rollenbilder sind einengend und schaden schlussendlich uns allen», sagt die Expertin.

*Name von der Redaktion geändert

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Kommentare

User #6361 (nicht angemeldet)

Drehen wir das Ganze doch mal um, Frauen schickt alle intelligenten Anmachsprüche (politisch korrekt, gender neutral…….) die IHR verwenden würdet. Wir Männer sind wahnsinnig gespannt. Noch ein kleiner Tip, wenn der Anmachspruch von der richtigen Person kommt, ist es völlig egal, wie er lautet.

User #5052 (nicht angemeldet)

Bei manchen hilft auch Lächeln nicht mehr. Siehe Gowena Moebel

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