Zürich: Freundinnen verärgert, Braut verbietet Sneaker «wegen Fotos»
Eine Zürcher Braut will an ihrer Hochzeit keine Sneaker sehen. Sie würden ihre Fotos «ruinieren», sagt sie. Ihre Forderung kommt allerdings nicht gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- Emilia B.* ist auf die Hochzeit ihrer besten Freundin in Italien eingeladen.
- Das Problem: Die Braut verlangt von ihren Gästen ein bestimmtes Schuhwerk.
- Sneaker, die Emilia B. tragen wollte, hat die Braut verboten.
- Emilia sieht allerdings nicht ein, warum sie noch mehr Geld für die Feier ausgeben sollte.
«Ehrlich gesagt, habe ich gar keine Lust mehr auf die Hochzeit», sagt Emilia B*. Die Anreise nach Italien kostet die 27-Jährige bereits 500 Franken. Für die Unterkunft am Wochenende musste sie zusätzlich 750 Franken aufbringen. «Und obendrein hat die Braut jetzt entschieden, dass Sneaker – die einzigen Schuhe, die ich besitze – ein No-Go sind», sagt sie.
Die Braut erwartet von Emilia, dass sie weitere 100 bis 250 Franken für High Heels, Sandalen oder Ballerinas ausgibt, die sie nie wieder tragen wird. «Damit ich ihre Bilder nicht ‹ruiniere›», sagt sie und verdreht die Augen.
Nach Angaben der Zürcher Braut seien Turnschuhe nämlich «zu lässig» für ihre Feier. «Was ich lächerlich finde», so Emilia B. weiter. «Vor allem, weil sie uns wiederholt gesagt und auf ihrer Hochzeitswebsite geschrieben hat, dass es keinen formellen Dresscode gibt. Und dass unser Komfort für sie am wichtigsten ist – weil es heiss wird und der Veranstaltungsort auf Rasen liegt.»
Für die 27-Jährige – und einige andere Gäste – sind die Erwartungen ihrer besten Freundin zu verdreht. «Sie gibt über 200'000 Franken für die Hochzeit aus. Aber keinen Cent dafür, dass ihre Liebsten es sich leisten können, zu kommen», sagt Emilia B. «Und dann hat sie die Dreistigkeit, mein Outfit zu diktieren.»
Schicke Schuhe nicht zu viel verlangt
Doch Hochzeitsplanerin Lara Stähli ist anderer Meinung. «Ich denke nicht, dass es zu viel verlangt ist, dass die Gäste schicke Schuhe tragen», sagt sie. «Weil es eben um eine Hochzeit geht – und nicht um irgendein Sommerfest oder so.»
Für einen solchen Anlass sei es in Ordnung, wenn man Erwartungen an das Outfit habe. Diese müssten einfach zumutbar sein.
Aber gerade von engen Freunden und Familienmitgliedern sollte ein Brautpaar mehr Aufwand verlangen dürfen. «Wenn sie nicht bereit sind, sich die Mühe zu machen, würde ich mich fragen, wie gut die Beziehung wirklich ist», sagt Stähli. Schliesslich handelt es sich um einen «einmaligen Aufwand».
Eingeladene Gäste könnten zudem entscheiden, nicht zu kommen. Aus diesem Grund wäre es unangemessen, eine schlechte Schuhauswahl auf andere Kosten wie Reise- und Unterbringungskosten zurückzuführen.
Stähli ist sich ausserdem sicher, dass jede Frau irgendwo im Kleiderschrank ein Paar Ballerinas oder Sandalen hat. «Nur weil man keine Schuhe mit Absätzen tragen möchte, muss man keine Turnschuhe tragen», sagt Stähli. Sneaker würden im Allgemeinen cool aussehen – aber nicht für einen solchen Anlass. Vor allem nicht bei Frauen in Kleidern.
Sneaker sind Dorn im Auge für Fotografen
«Ich kann Bräute und Bräutigame verstehen, die dazu Nein sagen», so Stähli. «Es ist einfach nicht schön – vor allem auf Gruppenbildern.» Hier würden Sneaker neben schickeren Schuhen unstimmig sein. «Das ist mir und jedem Fotografen ein Dorn im Auge und sticht einfach negativ raus.»
Nach dem offiziellen Teil der Hochzeit, sagt Stähli, könnten Gäste ruhig die Schuhe wechseln: «Dann sind die ‹offiziellen› Bilder vorbei.»
Allerdings, so Stähli, sollte die Kleiderordnung bei jeder Hochzeit zum Veranstaltungsort und den Gästen passen. «Es sollte keiner gezwungen werden, einen Tag lang ‹Verkleidung› zu spielen», mahnt die Hochzeitsplanerin. «Ich sage meinen Brautpaaren beim Erstgespräch immer, dass der Tag besonders sein soll. Aber jeder soll sich wohlfühlen.»
Für «Black Tie»-Veranstaltungen (langes Abend- oder Cocktailkleid, Männer tragen Smoking) müssten Gäste zum Beispiel oft ein ganzes Outfit kaufen, das nirgendwo anders getragen werden könne. Eine solche Situation könne schnell zu Frust führen. «Und bekanntlich machen die Gäste die Party und die Stimmung aus», sagt Stähli. Deswegen sei ein Wohlgefühl bei ihnen so wichtig.
Emilia B. ist mit diesen Auslassungen allerdings nicht zu überzeugen. Wer sollte nachgeben? Was meinst du? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
* Name von der Redaktion geändert.