Führender Infektiologe kritisiert Alain Berset für Krisen-Buch
Vor wenigen Tagen ist das Buch über die persönlichen Eindrücke von Gesundheitsminister Alain Berset in der Krise erschienen. Nun muss er Kritik einstecken.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 9. Dezember erschien das Berset-Buch zur Krise.
- Infektiologe Huldrych Günthard kritisiert den Gesundheitsminister dafür.
Im Anzug und blauer Krawatte und dem neusten Accessoire – der Schutzmaske: So ziert Gesundheitsminister Alain Berset das Cover des Buches zur Pandemie. «Wie ich die Krise erlebe», heisst das Stück.
Dass Alain Berset bereits ein Buch zur Pandemie veröffentlicht, dafür muss er nun auch Kritik einstecken. Etwa vom Infektiologen Huldrych Günthard.
Auf Twitter schreibt der Leitende Arzt am Universitätsspital Zürich: Erstens, «erstaunlich, dass mitten in der Pandemie Zeit ist, Bücher zu schreiben.» Und zweitens, dass es besser wäre, «Bücher zu schreiben, wenn die Pandemie vorbei ist».
Günthards Tweet war eine Reaktion auf einen Tweet von Matthias Egger, Epidemiologe der Uni Bern. Dieser stellte etwas zynisch die Frage, ob noch weitere Politiker auf der Welt ihre Erfahrungen in der Krise mit einem Buch teilten.
Und ja: Auch Andrew Cuomo, Gouverneur von New York seine Führungskenntnisse während der Covid-Pandemie in einem Buch geteilt. Ebenso der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza. Aber nach reichlicher Kritik wurde das Buch zurückgezogen.
Auch Politiker kritisierten Berset für das Buch. So schrieb etwa Jung-SVP-Politikerin Camille Lothe, ob «ein amtierender Bundesrat in der aktuellen Krise sich wirklich mit der Veröffentlichung eines Buches befassen sollte».
Aus fünf Interviews entstanden
Verfasst wurde das Buch von Berset aber nicht vom Gesundheitsminister selbst. Es entstanden im Gespräch mit dem Journalisten Felix E. Müller.
Dieser hat sich für fünf Interviews zwischen dem 20. August und 11. November mit dem Gesundheits-Chef getroffen und das Buch verfasst.
Das Buch handelt vom täglichen Druck, das auf dem Gesundheitsminister lastet, von Unstimmigkeiten im Bundesrat und mit den Kantonen. Ebenso schildert es Bersets Perspektive zum Masken-Fiasko im Frühling und liefert auch einzelne Einblicke in das Privatleben des Bundesrates.
Erschienen ist es am 9. Dezember pünktlich auf das Weihnachtsgeschäft. So ziert es derzeit die Auslage in jeglichen Buchläden der Schweiz.