Funkloch kostet ihn fast das Leben: Aargauer ist sauer auf 5G-Gegner
Ein Funkloch in Freienwil AG sorgt bei einem Rettungseinsatz für Verzögerung. Rolf Bächtiger muss mit den Konsequenzen leben. Er hofft auf eine neue 5G-Antenne.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Funkloch in der Gemeinde Freienwil AG kostet Rolf Bächtiger 2020 fast das Leben.
- Seit Jahren kämpfen 5G-Gegner gegen eine geplante Mobilfunkantenne im 1100-Seelen-Dorf.
- Bächtiger macht die Leute, die Einsprachen erhoben hatten, für sein Leiden verantwortlich.
Freienwil AG nimmt den nächsten Anlauf – seit Jahren tobt in der Gemeinde ein erbitterter Kampf gegen eine geplante Mobilfunkantenne. Rolf Bächtiger muss mit den Konsequenzen leben: Die fehlende Netzabdeckung hätte ihn fast das Leben gekostet, wie die «CH Media»-Zeitungen berichten.
Denn: Im Oktober 2020 erleidet der heute 74-Jährige in seinem Zuhause einen Herzinfarkt. Seine Ehefrau Rosy verständigt unmittelbar die Rettungskräfte – vom Festnetz aus. Denn die Bächtigers haben in ihrem Haus keinen Handyempfang. Eine Tatsache, die sich später rächen soll.
Verzögerungen wegen Funkloch
Sofort leisten die Rettungskräfte erste Hilfe und machen ein EKG. Um die Notaufnahme auf die Ankunft des Patienten vorzubereiten, möchten sie die Messwerte ins Kantonsspital Baden übermitteln. Ohne Erfolg – kein Empfang.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen und wertvoller verlorener Zeit entscheiden sie sich schliesslich dazu, loszufahren. Die Daten sollen von unterwegs übermittelt werden. Erst auf dem Hügel Richtung Ehrendingen haben sie wieder Empfang.
Vernarbungen auf dem Herzmuskel
Im Kantonsspital in Baden muss Bächtiger sofort für eine Notoperation ins Kantonsspital nach Aarau verlegt werden. Die Operation ist erfolgreich, doch die Verspätung fordert ihren Preis: «Dadurch sind Vernarbungen auf meinem Herzmuskel entstanden, weshalb meine Pumpe nur noch 30 Prozent Leistung bringt», erklärt er.
Früher fuhr der 74-Jährige regelmässig Autorennen und zog mit seinen Sloughi-Windhunden durch den Wald. Heute muss er täglich Medikamente nehmen und leidet unter den Nebenwirkungen. Er habe weniger Energie und seine Lebensqualität sei massiv eingeschränkt.
Bächtiger ist überzeugt, dass eine sofortige Übermittlung seiner Daten die Komplikationen hätte vermeiden können: «Ich habe bis heute eine richtige Wut auf die Leute, die Einsprachen eingereicht haben.»
Dritter Anlauf in sieben Jahren
Bächtigers Geschichte ist längst nicht das einzige Beispiel für Probleme, die das Funkloch im Dorf bringt: Bei einem Brand im Dezember konnte die Feuerwehr nur aus einiger Entfernung medizinische Hilfe anfordern. Autofahrer verlieren ihre Verbindung, wenn sie durch das Dorf fahren. Auch an der Bushaltestelle gibt es häufig kein Netz.
Die Gemeinde hat jetzt einen neuen Versuch unternommen, eine Mobilfunkantenne zu installieren. Es ist bereits der dritte Anlauf in sieben Jahren. Die vorherigen Versuche scheiterten aufgrund von Einsprüchen gegen die Strahlung und das Ortsbild.
Der Gemeinderat hat jedoch alle Einwände sorgfältig geprüft und ist zuversichtlich, dass dieses Mal alles klappen wird: «Wir haben getan, was wir konnten», sagt Othmar Suter, Gemeindeammann von Freienwil, gegenüber «CH Media». An seiner Sitzung vom 29. Januar hat der Gemeinderat das Baugesuch der Swisscom für eine Mobilfunkanlage beim Sportplatz bewilligt.
Bächtiger hofft auf eine Lösung
Trotz aller Herausforderungen hofft Bächtiger immer noch auf eine Lösung. Er glaubt fest daran, dass seine Geschichte dazu beitragen kann, den Widerstand gegen den Bau einer Mobilfunkantenne zu überwinden.
Sollte das Baugesuch genehmigt werden und keine weiteren Beschwerden eingehen, könnte die Anlage noch in diesem Jahr errichtet werden. Bis dahin bleibt Bächtiger vorsichtig optimistisch.