Für den Frauenstreik gibt es viele Pläne – aber keinen roten Faden
Am 14. Juni rollt der zweite nationale Frauenstreik durch die Schweiz. Was ist bereits geplant? Wer hat das Zepter übernommen?
Das Wichtigste in Kürze
- Am 14. Juni findet der zweite Schweizer Frauenstreik der Geschichte statt.
- National geplant sind aktuell ein «gemeinsamer Moment» um 11 Uhr morgens.
- Die Arbeit aber wird erst um 15.30 Uhr niedergelegt – dann beginnt der Streik.
- Kundgebungen, Märsche und Streikpausen soll es geben. Zeichen sollen gesetzt werden.
«Wenn Frau will, steht alles still!» Er ging in die Geschichte ein, dieser Slogan. Denn er prangte auf Transparenten, Plakaten, Titelseiten und den Lippen einer tausender Schweizerinnen. Und einiger Schweizer.
Es war der Slogan des Frauenstreiks vom 14. Juni 1991. Zehn Jahre zuvor hatte ein neuer Artikel Eingang in die Bundesverfassung gefunden.
Er sollte die Gleichstellung von Mann und Frau garantieren. Doch 1991 merkten die Frauen: Sie ist noch immer nicht erreicht.
Hommage an den Frauenstreik von 1991
Auch heute, fast 40 Jahre nach der Einführung des Gleichstellungs-Artikels, sind die Chancen nicht gleich.
Frauen verdienen für gleiche Arbeit weniger Geld. Frauen übernehmen einen Grossteil der unbezahlten Arbeit. Frauen sind vermehrt Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch. Frauen sind seltener in leitenden Funktionen anzutreffen.
28 Jahre nach dem ersten Streik, wird darum die Arbeit ein zweites Mal niedergelegt. Der Streik ist längst und lautstark angekündigt. Doch was genau soll überhaupt passieren, am 14. Juni 2019?
Natascha Wey, Co-Präsidentin der SP Frauen und Generalsekretärin des VPOD hat im Interview mit Nau die Fixpunkte festgemacht: Um elf Uhr vormittags soll es einen nationalen, gemeinsamen Moment geben.
Danach wird bis 15.30 Uhr ganz normal gearbeitet. Erst dann heisst es: Arbeit nieder, Transparente hoch. Kundgebungen, Märsche und Streikpausen soll es geben, so Wey.
Das Symbol des Frauenstreiks
Das Venus-Zeichen, darin eine geballte Faust mit lackiertem Daumennagel. Dieses Bild hat sich als Zeichen des Frauenstreiks in allen Landesteilen der Schweiz etabliert.
Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Die einen wollen gemeinsame Elternzeit, und Lohngleichheit. Andere gehen gegen Gewalt auf die Strasse.
Die nächsten setzen ihre Prioritäten bei einer generellen Reduktion der Arbeitszeit. Wieder andere erheben die Faust für die Ehe für Alle.
Auch die Kirchen werden laut. «Wir sehen den Frauenstreik als Chance», sagt Kathrin Winzeler vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF). «Frauen können heute alles werden, von geweihten Ämtern bleiben sie aber weiter ausgeschlossen.»
Keine zentrale Streik-Steuerung
Mit dabei sind auch diesmal VPOD und SGB. Letzterer hat gar ein Streiksekretariat eröffnet, um Ideen zu sammeln und Pläne ins Rollen zu bringen.
Während beim Frauenstreik 1991 die Gewerkschaften aber federführend waren, ist der zweite Frauenstreik regional organisiert. «Lasst alle Frauen den Streik so durchführen, wie sie Lust haben», sagte etwa die langjährige Zürcher Frauenbeauftragte Zita Küng.
Der Fraunstreik wird stattfinden, während das Parlament tagt. Darum schmieden Politikerinnen rund um Yvonne Feri, SP-Nationalrätin, an Plänen, die sich im Parlament umsetzen lassen.
Nicht alle Politikerinnen werden sich solidarisieren
Unter den Ideen: Mit altmodischer Küchenschürzen und Staubwedeln ins Parlament zu ziehen, um ironisch darauf hinzuweisen, dass die veralteten Geschlechterrollen endlich entstaubt gehören.
Denn noch immer rangiert die Schweiz in Sachen Gleichberechtigung nur an 20. Stelle. Hinter Südafrika und Bulgarien.
Begeistert vom Streik sind aber längst nicht alle Frauen. SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr (TG) liess verlauten, am Streik ganz bestimmt nicht mitzumachen.