Futter knapp: Immer mehr Sennen müssen Alp-Sommer abbrechen
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sommer war dieses Jahr sehr nass – wodurch das Gras auf der Alp nicht richtig wächst.
- Dies wirkt sich auf den Abzug im Appenzellerland aus.
- Immer mehr Sennen kehren bereits ins Tal zurück, weil das Futter für ihr Vieh knapp wird.
Im Appenzellerland kehren immer mehr Sennen bereits mit ihrem Vieh ins Tal zurück. Mitten im Hochsommer. «Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig», so eine Anwohnerin gegenüber der «Appenzeller Zeitung».
Sie war mit ausländischen Gästen unterwegs, als ein Senn im Chutteli mit geschmückten Tieren die Hauptgasse hinab kam. Ein Abzug so früh im Jahr ist für sie eine Premiere. Ihren Gästen konnte sie nur schwer erklären, was gerade vor sich geht.
Inzwischen ist klar: Grund dafür war das nasse Wetter.
Wie der betroffene Senn sagt: «Der Regen lässt das Futter knapp werden oben auf der Alp». Das Gras kann nicht richtig wachsen und der Boden hat sich teilweise in einen Sumpf verwandelt. Im Gegensatz dazu gibt es im Tal noch genügend Futterreserven für die Tiere.
Auch, so seine Frau, lässt das nasse Wetter das Vieh Löcher in den Boden treten. «Und das wird irgendwann einfach gefährlich», sagt sie. Die Sicherheit ihrer Tiere sei für sie das Wichtigste. Daher haben sie sich entschieden, nur noch einzelne Tiere auf der Alp zu lassen.
Früher Abzug ist kein Einzelfall
Die Erfahrung dieses Paares ist nur eine von vielen dieser Art.
Wie der Kanton Appenzell Innerrhoden mitteilt, haben auch andere Sennen einzelne Tiere zu Tal gebracht. Eben, um sie nicht länger auf der Alp halten zu müssen. Darunter ein Landwirt aus Weissbad, wie «Appenzell24» Mitte Juli berichtete. Er nannte die gleichen Gründe wie seine Kollegen im Chutteli.
Genaue Zahlen zu den frühzeitigen Abzügen liegen noch keine vor – diese bekommt der Kanton erst am Ende der Saison. Aber es gibt auch Kenntnisse über einige, die zumindest vorübergehend Tiere zurück ins Tal geholt haben.
Die Verhältnisse in der Region stellen die Sennen schliesslich vor grosse Herausforderungen. So zeigen Statistiken des Bundesamts für Meteorologie: Heftige Niederschläge wurden seit 1901 um 11 Prozent intensiver und um 25 Prozent häufiger.
Klimawandel macht Weideführung «komplexer»
Manuel Schneider vom Landwirtschaftskompetenzzentrum des Bundes Agroscope bestätigt: «Der Klimawandel macht die Weideführung in den Alpen komplexer». Probleme bereitet sowohl das nasse als auch das warme Wetter.
«Mit den steigenden Temperaturen beginnt die Alpzeit deutlich früher», führt der Experte für Bergfutterbau aus. Dies führt im Sommer oft zu Trockenperioden ohne Futterzuwachs.
Bereitet dir der Klimawandel Sorgen?
Zudem benötigt Rindvieh bis zu 80 Liter Wasser pro Tag. Ohne ausreichend Tränkewasser ist eine Beweidung kaum möglich.
Denkbar ist, dass einige Sennen ihre Tiere dafür vermehrt im Herbst noch einmal auf die Alp bringen werden. In vergangenen Jahren sei im Herbst oft noch einmal Gras gewachsen.