Gay-Betrüger geben Zürcher Drogen und stehlen ihm Geld
Immer wieder werden Männer auf Dating-Apps in Raub-Fallen gelockt. Ein Zürcher hatte kürzlich ein ähnliches Erlebnis – und fühlt sich jetzt unwohl in der Szene.
Das Wichtigste in Kürze
- In mehreren Kantonen wurden Single-Männer auf Dates betäubt und ausgeraubt.
- In der Schwulen-Community zeigt man sich besorgt.
- Der Zürcher Matthias hatte selbst ein Horror-Erlebnis – und ist jetzt vorsichtiger.
Die Polizei warnt vor einer Betrugsmasche auf Dating-Plattformen: Täter locken junge Männer mit Fake-Profilen auf Dates, betäuben sie dann und rauben sie aus. Solche Vorfälle gab es bereits in diversen Kantonen – unter anderem in Zürich, Bern, Basel-Landschaft und Zug.
«Nach jetzigem Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass den Opfern irgendeine Substanz ins Getränk gegeben wird, die betäubend wirkt. Wacht das Opfer nach mehreren Stunden wieder auf, sind Bargeld und Schmuck weg», sagt Frank Kleiner von der Kantonspolizei Zug. Ob die Opfer auch sexuell missbraucht werden, könne weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.
In der Schwulen-Community sorgen die Meldungen für Aufsehen. Nau.ch konnte mit einem Betroffenen reden. «Ich merke selber auch, was abgeht in der Szene», sagt Matthias (24). Die Entwicklung bereite ihm grosse Sorgen.
«Wurde – böse gesagt – mit Drogen behandelt»
Nicht nur seine Freunde, sondern auch er selbst hatten schon merkwürdige Erlebnisse beim Daten. «Ich persönlich wurde nicht ausgeraubt, aber – böse gesagt – mit Drogen behandelt, und das ist nicht schön.»
Die Horror-Geschichte sei ihm erst vor wenigen Wochen passiert: «Ich bin leicht angetrunken in eine Bar gegangen. Dann kamen zwei Jungs und meinten, ‹komm, wir gehen schnell zusammen nach draussen›.» Die beiden hatten ihm Drogen verabreicht.
Er weiss nur noch, wie er mit ihnen am Bancomat Geld abhob. Am nächsten Tag der Schock: «Ich habe gesehen, dass 1000 Franken vom Konto weg sind.»
Er sei seither definitiv vorsichtiger geworden beim Dating – sowohl mit Dating-Apps als auch bei ersten Dates zu Hause. «Man fühlt sich in der Szene nicht mehr so wohl. Das tut mir ein wenig weh.»
Matthias hat einige Bars im Verdacht, in denen er ein grösseres Risiko vermutet, an zwielichtige Gestalten zu geraten. «Sobald ich drin bin, kommen wirklich junge und sehr viele ausländische Boys zu mir und fragen: ‹Hey, trinken wir zusammen etwas, machen wir irgendwas?› Dann sind meistens Drogen im Spiel.»
Erstes Date lieber in der Öffentlichkeit
In der Zürcher Schwulenbar Cranberry zeigt man sich weniger besorgt. «Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist eher gering. Aber es ist natürlich schon möglich», sagt Bartender und Assistant-Manager Leon zu Nau.ch.
Sicherheitsvorkehrungen vor ersten Dates treffe aber auch er: «Ich schaue, dass ich zuerst an einem öffentlichen Ort bin. Man weiss nie, was passieren kann», erklärt er.
Dating-Apps nutzt Leon weiter. Würde bei ihm oder seinen Freunden etwas passieren, würde aber auch er dort vorsichtiger werden: «Aber solange es mich nicht persönlich betrifft, habe ich das Gefühl, es kommt schon gut.»