Gegen Coronavirus: Nur wenige Pflegende wollen sich impfen lassen
Pflegekräfte sollen in der Schweiz den Vorrang auf einen künftigen Corona-Impfstoff erhalten. Die Impfbereitschaft beim Pflegepersonal ist hingegen klein.
Das Wichtigste in Kürze
- Pflegekräfte sollen in der Schweiz Vorrang auf einen künftigen Corona-Impfstoff haben.
- Die Impfbereitschaft bleibt bei den Pflegenden aber klein.
- Gerade einmal 20 Prozent wissen bereits jetzt, dass sie sich impfen lassen wollen.
Nur ein Drittel aller Pflegekräfte lässt sich jährlich gegen die saisonale Grippe impfen. Ein kleiner Anteil für eine Berufsgruppe, die besonders exponiert ist. Der Impfwunsch scheint auch durch das Coronavirus nicht zu wachsen. Im Gegenteil: Nur jede zweite Pflegekraft gibt an, sich künftig eine Impfung gegen das Virus verabreichen zu lassen.
Impf-Obligatorium wäre möglich
Im Vergleich dazu lassen sich rund 60 Prozent aller Ärzte jährlich gegen die Grippe impfen. Der Bund hingegen hat andere Impf-Pläne. Er will genau bei der Risikogruppe der Pflegekräfte mit dem Impfen beginnen. Wie SRF berichtet, soll der Anteil der Impf-Befürworter beim Coronavirus noch geringer sein.
«Nur rund 20 Prozent unserer Belegschaft möchten sich gegen das Coronavirus impfen lassen», erklärt Andrea Nyffenegger. Sie arbeitet als Pflegeleiterin im Alterszentrum Lindenhof im Kanton Aargau. Grund für die Zurückhaltung seien die fehlenden Details der Impfstoff-Anwärter.
Ein Impf-Obligatorium ist rechtlich nur möglich, wenn die öffentliche Gesundheit gefährdet ist. Dennoch kann der Arbeitgeber seine Angestellten gemäss Epidemiegesetz nicht zum Impfen zwingen. Bei der Verweigerung des Obligatoriums kann der Arbeitgeber lediglich alle Pflegearbeiten verbieten. Daran sind in der Krise aber weder der Bund noch die Pflegeheime interessiert.
Bund in der Pflicht
Von einem Impfzwang rät Ralph Bürge, Heimleiter im Alterszentrum Lindenhof, strengstens ab. «Die Selbstverantwortung der Mitarbeitenden ist sehr hoch. Und ich werde niemanden befehlen, dass er sich impfen lassen muss», so Bürge.
Auch Christoph Berger sieht im Impfzwang keinen Sinn. Er ist der Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impf-Fragen. «Das führt uns nicht zum Ziel», sagt Berger gegenüber «10vor10». Man sei für jede Arbeitskraft froh, welche sich gut schütze und nicht ausfalle.
Verbände und Vereine befürworten eine Impfung. Allerdings sei die Unklarheit derzeit noch zu gross. «Es stehen zu viele Fragezeichen im Raum. Was wir brauchen ist eine rasche und gute Aufklärung», so Daniel Höchli, Direktor Heimverband Curaviva.
Somit befindet sich der Bund abermals in der Pflicht. Durch eine gute Aufklärung könnte er die Impf-Bereitschaft der Pflegekräfte ansteigen lassen.