Geiselnehmer von Yverdon (†32) stalkte Frau ein Jahr lang
Der Geiselnehmer von Yverdon bestand mehrmals darauf, mit einer Asylzentrum-Mitarbeiterin verbunden zu werden. Nun ist mehr über die Frau bekannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Geiselnehmer von Yverdon verlangte, mit einer Asyl-Betreuerin zu sprechen.
- Nun ist mehr über die Frau bekannt: Sie wurde über ein Jahr von dem Mann gestalkt.
Kurz nach dem Zug-Drama wurde bekannt, dass der Geiselnehmer von Yverdon (†32) während seiner Tat mehrmals verlangte, mit einer Mitarbeiterin eines Asylzentrums zu sprechen. Mittlerweile gibt es mehr Informationen über diese Frau.
Laut «RTS» handelt es sich bei ihr um eine Westschweizerin, die für die Betreuung von Asylsuchenden zuständig ist. Kennengelernt soll der Geiselnehmer die Frau bei seiner Ankunft im August 2022 in einer temporären Unterkunft in der Kaserne von Rochat VD.
Mehrere Quellen berichten, dass der Iraner schon bald darauf begonnen habe, mit der Frau zu flirten. Sie sei aber nicht darauf eingegangen. Einige Wochen sei dies so weitergegangen, bis der Mann schliesslich dem Kanton Genf zugeteilt wurde.
Tauchte mehrmals am Arbeitsplatz der Betreuerin auf
Laut dem Bericht gelang es dem Geiselnehmer aber auch dann noch, die Betreuerin zu kontaktieren. Er hatte demnach ihren Nachnamen ausfindig machen können und schrieb sie über die sozialen Medien an. Dort erklärte er ihr seine Liebe.
Die Frau habe erneut jegliche Annäherungsversuche abgewiesen und den Mann auf all ihren Konten blockiert. Die Situation verschlimmerte sich dadurch aber sogar, denn Anfang 2023 begann der Geiselnehmer regelmässig die Reise von Genf bis Rochat.
Er wurde mehrmals von Mitarbeitern der Kaserne aufgefordert, der Anlage – dem Arbeitsplatz der Betreuerin – fern zu bleiben. Doch auch diese Aufforderungen nützten nichts.
Für die Frau sei die Situation schliesslich zu viel geworden, heisst es weiter. Deshalb wurde sie ins Bundesasylzentrum nach Boudry im Kanton Neuenburg versetzt. Der Mann gab jedoch auch dann noch nicht auf und liess sich fortan auch in Boudry blicken.
Polizei ging nicht auf Anzeige ein
Im Sommer 2023 wollte die Betreuerin eine Anzeige gegen den Geiselnehmer einreichen, doch die Polizei ging nicht darauf ein. Der Grund: Der Mann sei ihr gegenüber nicht bedrohlich aufgetreten.
Die Frau beschloss deshalb eine mündliche Aussprache. Bei dem Gespräch seien Sicherheitspersonal, Mitarbeitende der Kaserne und ein Übersetzer anwesend gewesen. Der Mann sei daraufhin in Tränen ausgebrochen und sagte laut «RTS», er wolle zum Sterben in die Ukraine.
Es war das letzte Mal, dass die Betreuerin dem Mann persönlich gegenüberstand. Bis zum Tag der Geiselnahme am 8. Februar hatte sie nichts mehr von ihm gehört.
Betreuerin steht unter Schock
Mehrere Personen, die mit dem Fall betraut sind, berichten, dass die Frau am Abend der Geiselnahme mit ihrer Tochter zusammen gewesen sei. Plötzlich habe ihr Telefon geklingelt und sie habe einige Geiseln am Hörer gehabt.
Sie habe das Ganze zuerst für einen Scherz gehalten, doch dann wurde sie schliesslich mit dem Angreifer verbunden. Dieser befahl ihr, schnell zu kommen, da er sonst die Personen, die er festhielt, angreifen würde.
Sie informierte die Polizei und wurde von Beamten abgeholt, die sie zum Ort der Geiselnahme fuhren. Zur Freilassung der Geiseln konnte sie aber laut dem Bericht nicht direkt beitragen, da der Einsatz bei ihrer Ankunft bereits beendet war.
Dass der Mann bei dem Zugriff gestorben sei, habe sie erst zu Hause erfahren. Aktuell stehe die Frau noch immer unter Schock, heisst es. Sie sei seit dem Vorfall arbeitsunfähig krankgeschrieben.