Generation Z: Männer geben für Verlobungsring Vermögen aus
Die Generation Z sehnt sich nach mehr Sicherheit – und findet sie in der Tradition. Das hat Auswirkungen auf die Liebe. Und aufs Portemonnaie.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Generation Z sehnt sich nach Sicherheit – deshalb erleben alte Traditionen einen Boom.
- Konkret: Verloben und Heiraten. Junge Paare geben ein Vermögen dafür aus.
- Das führt teilweise bis in die Verschuldung.
Wer seinen Schatz heiraten will, macht sich oft erst einmal Gedanken über den Verlobungsring. Da gibt es diverse «Regeln», die man ab und zu hört: Er sollte mindestens einen halben oder gar, wie es in den USA gesagt wird, drei Monatslöhne kosten.
Gerade Männer der Generation Z (ab Jahrgang 1997) fühlen sich unter Druck, hohe Summen auszugeben. Der Berner Lukas Glaser* (26) zum Beispiel will seiner Freundin einen Antrag machen.
Er weiss: «Sie erwartet einen Ring, der zwischen 3000 und 5000 Franken kostet. Ich finde, damit hat sie recht – schliesslich begleitet er uns ein Leben lang.»
Paare verschulden sich
Ein Schmuckhändler kann bestätigen, dass Glaser damit nicht allein ist. Bei Bucherer heisst es, Verlobungsringe würden konstant hoch nachgefragt – der Wunsch nach einem individuellen Ring wachse.
Die beliebtesten Verlobungsringe seien aus der Kollektion «Joy», das günstigste Modell mit Stein gibt es dort für 1700 Franken. Der teuerste Ring der Kollektion kostet satte 155'500 Franken.
Die hohen Erwartungen an Verlobung und Hochzeit führen teils sogar bis in die Verschuldung, wie Budgetberater Philipp Frei zu Nau.ch sagt.
Generation Z will Sicherheit
«Es ist interessant: Traditionen wie Verlobung und Ehe gewinnen wieder an Bedeutung», sagt Wirtschaftssoziologin Katja Rost von der Universität Zürich zu Nau.ch. «Dieses Phänomen passt zu vielen anderen konservativen Tendenzen ganz junger Menschen.»
Aber warum sind Traditionen ausgerechnet der Generation Z so wichtig? «Viele hoffen, je teurer der Ring, desto eher bleibt die Frau. Es geht um Sicherheit», erklärt Rost. Und genau danach sehnen sich die Jungen.
Denn: «Gewisse zeitgeistige Entwicklungen sind zu weit gegangen, Stichwort woke. Man kann nicht einfach vegan oder emanzipiert sein, sondern man ist es oft extrem», sagt Rost.
Auch eine Rolle würden der Ukraine-Krieg und die Coronapandemie spielen. «Die Jungen denken, die Welt besteht nur aus Problemen. Das stimmt natürlich nicht, aber heute bekommt man alles täglich mit.»
Schnelle gesellschaftliche Veränderungen und Krisen – das löst Unsicherheiten aus. «Von da kommt dieser Wunsch nach Sicherheit, und das bietet die Tradition.»
Dating ist schwieriger geworden
Hinzu kommt: «Die Partnerschaftsmärkte haben sich schlecht entwickelt, sowohl für Frauen als auch für Männer.» Immer mehr Frauen seien heute hoch qualifiziert und hätten Mühe, einen Mann zu finden, der mithalten kann.
Studien zeigen, dass Männer der Generation Z eher konservativer werden und Frauen linker. Und bekanntlich machen politische Differenzen ein Date oft nicht besser. «Da ist man froh, wenn man jemanden findet, und will ihn oder sie behalten. Eine Verlobung bietet Sicherheit.»
So teuer sollte Ring sein
Aber wie viel sollte man wirklich ausgeben für einen Verlobungsring? Hochzeitsplanerin Simone Glarner erklärt: «Grundsätzlich muss der Ring einfach zum Brautpaar passen und zur Person, die den Ring dann trägt. Es gibt aus meiner Sicht keinen Mindestpreis für einen Ring.»
Sie rät aber, auf Wertigkeit und fairen Handel zu achten – «damit man die richtige Qualität hat». Budgetberater Frei ergänzt: «Wichtig ist, dass man vor lauter Freude nicht wichtige Rückstellungen für Steuern oder Unvorhergesehenes vergisst.»
* Name von der Redaktion geändert.