Gewerkschaftschef Maillard: «Rentenaltererhöhung ist falscher Weg»
Das Wichtigste in Kürze
- Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard argumentiert gegen die Rentenaltererhöhung.
- Die Schweizer Politik sei mutlos und es fehle an einer kollektiven Ambition.
- Die entscheidende Solidarität sei zwischen arm und reich.
Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard diagnostiziert der Schweizer Politik Mutlosigkeit bei der Altersvorsorge. «Die Rentenaltererhöhung ist der falsche Weg», sagte er in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
«Es fehlt an einer kollektiven Ambition», sagte Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), im am Samstag veröffentlichten Interview. «Man schaut auf manipulierte Zahlen und fordert immer das Gleiche: Abbau.»
Die Diskussion gehe von der Prämisse aus, dass es massiv weniger Erwerbstätige gebe im Vergleich zu den Nichterwerbstätigen. Deshalb müsse das Rentenalter steigen. Der Anteil der Nichterwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung sei aber seit 1950 ziemlich konstant geblieben. Darum gehe es der AHV gut, obwohl es heute fast dreimal so viele Rentner gebe wie 1980 und es fast keine Erhöhung der Lohnbeiträge gab, so Maillard.
Mit der AHV-Vorlage komme für die Menschen nun ein Leistungsabbau bei der Altersvorsorge zusammen mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Dazu stiegen die Krankenkassenprämien stark an und träfen auf eine hohe Inflation. «Das ist zu viel», sagte Maillard.
Maillard: Nationalbank soll eingenommene Negativzinsen an AHV abliefern
Nach einem Nein zur AHV-Vorlage sähe der Gewerkschaftschef Handlungsmöglichkeiten: Die Ehepaarrente könnte mindestens für die Kindergutschriften deplafoniert werden, die Nationalbank sollte die eingenommenen Negativzinsen an die AHV abliefern. «In einigen Jahren sollte man über eine kleine Erhöhung der Lohnbeiträge reden», so Maillard. «Und der Sozialpartnerkompromiss bei der zweiten Säule sollte wieder hervorgeholt werden.»
Die «entscheidende Solidarität» bei der AHV sei nicht jene zwischen den Geschlechtern oder Generationen, sondern zwischen reich und arm: «Die Reichen zahlen mehr ein als die Armen. Der politische Kampf dreht sich darum, dass die Reichen nicht mehr zusätzlich zahlen wollen», sagte Maillard.