Green Cross Schweiz in der Krise
In der Bilanz der Umweltorganisation Green Cross klafft ein Millionenloch, dies zeigt eine Recherche des «Beobachter». Gönner wussten bis gestern nichts davon.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Umweltorganisation Green Cross Schweiz ist in finanziellen Schwierigkeiten.
- In den Büchern klafft ein Loch in Millionenhöhe.
- Gönner wussten bis gestern nichts davon.
Die Umweltorganisation Green Cross setzt sich für die Abrüstung von atomaren und chemischen Waffen und sauberes Trinkwasser ein. Weiter helfen sie Opfer von nuklearer Verseuchung. In der Schweiz hat die Organisation zwei Standorte: Green Cross International (GCI) in Genf und Green Cross Schweiz in Zürich.
Nun zeigt eine Recherche des «Beobachter»: Green Cross Schweiz ist in grosser finanzieller Not – und hat die Krise verschwiegen.
GLP-Bäumle vor grosser Herausforderung
Martin Bäumle, GLP-Gründer und seit 16 Jahren Nationalrat, übernahm im Februar 2017 das Präsidium von Green Cross Schweiz. Damals traten der ehemalige Präsident, sowie der Vize-Präsident und der GC-Gründer Michail Gorbatschow zurück. Nach einem Streit über die Beiträge der Schweizer Sektion.
Bäumle steht nun der wohl grössten Herausforderung seiner Karriere gegenüber.
Green Cross International in der Krise
Laut dem Bericht ging Green Cross International sorglos mit dem Geld um. Zwischen 2009 und 2016 schrieb GCI Jahr für Jahr höhere Verluste.
Bis 2014 zahlte der polnische GCI-Präsident und Milliardär Jan Kulczyk die Defizite mit rund einer Million Franken pro Jahr. 2015 starb er überraschend und die Zahlungen fielen weg.
Der Organisation drohte der Konkurs. Man hoffte das Loch in der Kasse mit Zahlungen aus der Schweizer Sektion zu stopfen.
Green Cross Schweiz soll 2017 rund 308'000 Franken nach Genf überwiesen haben. Das mit Schweizer Mitgliederbeiträgen das Loch in der Kasse des internationalen Dachverbandes gestopft wurde, erfuhren Schweizer Spender nicht.
Rechnung stimmt nicht
Laut Webseite von Green Cross Schweiz erhielt die Stiftung 2017 Spenden in der Höhe von rund 14,4 Millionen Franken. Und wies ein Organisationskapital von fünf Millionen Franken und flüssige Mittel von knapp einer Million auf. Doch aktuelle Dokumente zeigen: Die Rechnung stimmt nicht.
In einer vertraulichen Mail, das dem Beobachter vorliegt, schreibt Martin Bäumle an seine Mitarbeiter. «Das Organisationskapital war Ende 2017 negativ statt der rapportierten fünf Millionen. Und Green Cross Schweiz war nicht mehr in der Lage, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken.»
Bäumle will sich nicht äussern
Bäumle lässt sich nicht auf die Äste heraus: «Ich kann das aktuell weder bestätigen noch dementieren», sagt der ehemalige GLP-Präsident. Er will warten bis in ein paar Wochen die Jahresrechnung 2018 vorliegt.
Auf der Website finden sich jedenfalls seit dem letzten Herbst keinerlei neue Informationen. Weder zu Aktivitäten noch zur finanziellen Lage der Umweltorganisation.