Geburtstag

«Habe schon alles»: Teenager wollen zum Geburtstag ein Znacht

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Zürich,

Ein Mami fragt sein Kind, was es zum Geburi will: «Eigentlich nichts, ich habe ja schon alles.» Ein bekanntes Phänomen in unserer «Wohlstandsgesellschaft».

Jugendliche
Das Kind der Leserin wünsch sich ein Abendessen mit den Eltern im Restaurant. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Teenager haben schon alles, was sie sich wünschen.
  • Experten beobachten darum einen Trend zu Erlebnis- statt materiellen Geschenken.
  • Ein 14-Jähriger zum Beispiel wünscht sich ganz erwachsen ein Znacht zum Geburtstag.

Rita Kneubühler* staunt nicht schlecht, als sie ihren 14-jährigen Sohn Jason* fragt, was er sich zum Geburtstag wünscht. Abgeklärt antwortet er: «Eigentlich nichts, ich habe ja schon alles. Vielleicht ein Znacht in einem coolen Restaurant?»

Wie bitte? «Ein Znacht will er, wie ein Erwachsener! Das war bei mir noch ganz anders, als ich 14 war», erinnert sich Kneubühler.

Auch Jugendforscher Simon Schnetzer bringt die Antwort zum Schmunzeln. Er sagt zu Nau.ch: «Das Statement ist herrlich – symbolisch für eine gesättigte Wohlstandsgesellschaft.»

Schnetzer beobachtet, dass Eltern und Grosseltern ihre Kinder oftmals mit Geschenken regelrecht überhäufen.

Da erstaunt es kaum, hat auch Jason schon alles. Eine Playstation, ein iPad und das neueste iPhone: Jugendliche besitzen heutzutage viele materiellen Dinge.

Hat das klassische Geburi-Gschänkli für Kinder und Teenager deshalb ausgedient?

Erlebnisse werden für Teenies immer wichtiger als Materielles

«Tatsächlich zeigen einige Studien, dass viele Jugendliche in wohlhabenderen Gesellschaften bereits früh Zugang zu einer Vielzahl an Konsumgütern haben. Darunter elektronische Geräte und andere materielle Geschenke», bestätigt Ulf Zölitz, Jugendforscher an der Uni Zürich.

Es sei daher nicht ungewöhnlich, dass Jugendliche an einem Punkt das Gefühl entwickeln, sie hätten bereits alles, was sie brauchen. Dadurch würden sie beginnen, andere Dinge wie gemeinsame Erlebnisse und zwischenmenschliche Beziehungen stärker zu schätzen.

Bekommen Jugendliche heutzutage zu viele materielle Dinge geschenkt?

Ähnliches hat auch Felix Hof, Psychotherapeut aus Zürich, in seiner Arbeit beobachtet: «Tatsächlich sind in meiner Praxis Jugendliche vertreten, die materiell ‹gesättigt› sind.»

Hof beobachtet bei diesen Jugendlichen einen Wertewandel: Ihm zufolge messen sie Direktaustausch in Beziehungen, kreativen Tätigkeiten oder sportlichen Aktivitäten mit Kollegen und Kolleginnen grösseren Wert bei.

Auch Schweizer Jugendliche leben in «prekären finanziellen Verhältnissen»

Marco Tackenberg von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) relativiert: «Es gibt nicht DIE Jugendlichen.»

Man könne eine Aussage eines einzelnen Jugendlichen nicht einfach auf alle Jugendlichen übertragen und verallgemeinern. Zwar würden viele Jugendliche Wert auf soziale Bindungen legen, doch die Prioritäten würden stark variieren.

Tackenberg erklärt: «Faktoren wie Familie und kulturelles Umfeld prägen die Wünsche individuell. Auch in der Schweiz leben Jugendliche teils in schwierigen oder prekären finanziellen Verhältnissen

*Name von der Redaktion geändert

Kommentare

User #4788 (nicht angemeldet)

Dann sollte es halt mal wieder eine Zeit lang gar nichts mehr geben. Ein kalter Entzug, tut manchmal gut.

User #5022 (nicht angemeldet)

Ja, an materiellen Dingen mag es vielen nicht fehlen. Aber trotzdem ist bei vielen eine innere Leere vorhanden, ein Mangel an Zufriedenheit, ein Fehlen von etwas, das nicht mit Geld gekauft werden kann.

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